Social Design Days Nürnberg
Rückblick auf drei inspirierende Tage
Die ersten Social Design Days Nürnberg (11. bis 13. Oktober 2023) endeten mit dem Social Design Days Symposium im Neuen Museum. Hinter den Teilnehmenden des Symposiums, des Jams, der Workshops und einer Abendveranstaltung des Social Design Forum Nürnberg (SDNue) lagen drei Tage volles Programm und die Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Herausforderungen durch Gestaltung.
Bei den ersten Social Design Days Nürnberg drehte sich – angelehnt an die Social Development Goals der Vereinten Nationen – alles um das Fokusthema „Angemessene Arbeit für Alle“. Ein Thema, dass Arbeitgebende und Arbeitnehmende zurzeit im Zuge der Fachkräftesicherung gleichermaßen bewegt. Wie unterschiedlich das Thema angegangen werden kann, zeigten insbesondere der SDD Jam sowie die Finalisten des erstmals vergebenen „IHK-Innovationspreises Fachkräfte 2023“.
Veranstaltet wurden die Social Design Days von bayern design mit Unterstützung der IHK Nürnberg und der Wirtschaftsförderung der Stadt Nürnberg. Vielen Dank auch an das Magazin CURT, dass die Social Design Days medial unterstützt hat. Das CI der Social Design Days Nürnberg wurde von der Nürnberger Agentur DKdL entwickelt.
Tag 1
In den Räumlichkeiten der Agentur DKdL starteten mit dem Workshop „Die Arbeitswelt einer neuen Generation“ am Mittwochmorgen die Social Design Days. Der von Susanne Schöb und Lukas Unterholzner (beide Critical Friends) geleitete Workshop thematisierte für Unternehmen relevante Entwicklungen wie Fachkräftemangel, Werte, Innovationskraft und Transformationsleistungen und ging der Frage nach wie die GenZ tickt.
Abends begann bei bayern design der eineinhalbtägige SDD Jam, bei dem Designer:innen und Vertreter:innen anderer Berufsfelder in interdisziplinären Teams Gestaltungslösungen zu Herausforderungen zum Leitthema „Angemessene Arbeit für Alle“ entwickelten.
Dazu waren im Vorfeld zwei Challenges aus einem offenen Bewerbungsprozess ausgewählt worden: Bei der Aufgabenstellung der Agentur für Arbeit Nürnberg stand die Vermittlung wandelnder Berufsfelder und Berufe der Zukunft im Fokus. Von Deinzerconsult stammte die Challenge rund um das Thema Generationenkonflikte und Diversität in Familienunternehmen. Es bildeten sich erste interdisziplinäre Arbeitsgruppen unter der Leitung des Urban Lab Nürnberg und von bayern design, die am nächsten Tag in die Vollen gingen.
Partnerevent „Schule Chancen Gründertum“
In der vom bayerischen Wirtschaftsministerium geförderten Partnerveranstaltung des #SDNue Social Design Forums Nürnberg am Mittwochabend mit dem Titel „Schule Chancen Gründertum” standen Bildung und Ausbildung im Mittelpunkt: Welche Voraussetzungen braucht es, damit möglichst viele junge Menschen am Arbeitsmarkt partizipieren können und dort überhaupt Arbeit und am besten angemessene Arbeit finden?
Der Input von vier Expert:innen spannte einen weiten Bogen, der dann zu einer intensiven Diskussion mit dem Publikum führte. Erkenntnisse aus der Arbeitsmarktforschung über Berufe in der Transformation und die Abläufe der Lehrerbildung beschrieben das Umfeld.
Schülergenossenschaften und Vertreter:innen der Entrepreneurship Education (EE unterstützt die Persönlichkeitsentwicklung durch Kompetenzen, die Kinder und Jugendliche befähigen, für sich selbst und andere Verantwortung zu übernehmen und ihr Leben selbstständig – wie ein:e Unternehmer:in – zu gestalten) gaben sehr konkrete Ansätze aus der Praxis wieder.
Die Diskussion lebte dann vor allem von den persönlichen Erfahrungen von Lehrer:innen aus der Mittelschule, von Unternehmen, die außerhalb des staatlichen Rahmens Lehrerfortbildung organisieren, und von Erfahrungen aus dem Sozialunternehmertum. Wer den Abend verpasst hat, kann sich einen Mitschnitt ansehen.
Tag 2
Am zweiten Tag der Social Design Days rückte im Worklab der Agentur DKdL in einem Workshop unter der Leitung Jenny Gallen und Sarah Dost vom social design lab der Hans Sauer Stiftung die Frage ins Zentrum, wie sich Arbeitsfelder – und insbesondere die von Designer:innen – verändern müssen, damit sie noch mehr zur sozial-ökologischen Transformation beitragen können.
Währenddessen ging der SDD-Jam in den Räumlichkeiten von bayern design am Klarissenplatz in die zweite Runde. Und diese hatte es in sich und forderte von den Teilnehmenden und der Moderation sprichwörtlich alles. Schließlich ging es darum, für jede eingereichte Challenge bis zum Nachmittag einen beim Symposium vorzeigbaren Prototypen zu entwickeln. Die Teams durchliefen dabei alle Gemütszustände eines kreativen Gestaltungsprozesses – von Euphorie über Ernüchterung bis kollaborativer Zielstrebigkeit.
Dank der engagierten und straffen Moderation von Sandra Engelhardt (Urban Lab Nürnberg) gelang es auch kritische Momente zu überwinden und drei respektable Lösungen zu entwickeln:
- „Job-Tasting“ ist eine Plattform zur Neuorientierung, die Arbeitnehmer:innen die Möglichkeit gibt, auf Basis ihrer Soft-Skills, neue, bisher vielleicht noch unbekannte Berufsfelder auszuprobieren.
- „Beautiful Economy” ist ein Festival für Transformation, bei dem Unternehmer:innen ihre Praxis-Erfahrungen teilen – zum Beispiel bzgl. Generationenkonflikten und Diversität in Familienunternehmen. Sharing- und Open-Source-Ansätze sollen zu einer größeren Akzeptanz für Veränderungen beitragen.
- Der dritte Lösungsansatz „Entscheidungsweg” ist schließlich ein physischer Parcours, der Personalverantwortliche dabei unterstützt, unterschiedliche Perspektiven einzunehmen, stillen Stimmen zuzuhören und ganzheitliche Entscheidungen zu treffen.
Die Challengegebenden, Agentur für Arbeit Nürnberg und Deinzerconsult, zeigten sich nachhaltig beeindruckt vom Engagement der Teilnehmenden und den erreichten Lösungsansätzen.
Tag 3 und der Wunsch nach mehr
Diesem Urteil schlossen sich am nächsten Tag beim Symposium im Neuen Museum auch die bayern design Geschäftsführerin, Nadine Vicentini, und IHK-Hauptgeschäftsführer, Markus Lötzsch, an. Es sei beeindruckend, wie innerhalb kürzester Zeit belastbare Arbeitsergebnisse mit Hilfe von kreativen Methoden geschaffen worden sein. Besonders freute beide, dass insbesondere die Agentur für Arbeit Nürnberg die Ergebnisse des SDD Jam weiter umsetzen möchte.
Das Symposium im Neuen Museum Nürnberg bildete am Freitag den krönenden Abschluss der Social Design Days Nürnberg. Neben spannenden Impulsen von Christine Moosmann, Chefredaktion Grafikmagazin, und von Katrin Laville, Hochschule München Fakultät für Design, zu Social Design gab es zwei Paneldiskussionen zu den Themen „Design als Katalysator für den Kulturwandel in Unternehmen“ moderiert von Katrin Laville sowie „Netzwerke der Zukunft: Interaktion, Austausch und Karriereentwicklung“ moderiert von Birgit Köbl von der ReDI School of Digital Integration.
IHK Innovationspreis Fachkräfte verliehen
Außerdem wurde während des Symposiums erstmals der „IHK-Innovationspreis Fachkräfte“ verliehen. Die fünf Finalist:innen Meramo Verlag, be+, CG TEC Carbon und Glasfasertechnik, Globemee und Krause Präzisions-Kokillenguss präsentierten in ihren Pitches ihre individuellen Lösungen, um dem Fachkräftemangel zu begegnen.
Darüberhinaus teilten sie ihre Erfahrungen in den beiden Paneldiskussionen mit den Social Design Expert:innen Bernhard Lenger aus Eindhoven und Simone Engelhardt von shape of new in München. Erst ganz am Ende wurde der Preisträger bekannt gegeben und an die CG TEC Carbon und Glasfasertechnik aus Spalt überreicht.
Die Jury hatte dabei insbesondere der kollaborative Ansatz nach dem Motto ‚Zusammen ist man stärker und attraktiver‘, der auch anderen Unternehmen am Standort offensteht, überzeugt. Es war jedoch auch eine knappe Entscheidung, wie die Juror:innen unter der Leitung von Cornelia von Hardenberg und Marc Schüpferling durchblicken ließ, und auch die anderen Finalist:innen hätten einen Preis verdient.
Weitere Informationen zum Fachkräftepreis und den Finalist:innen finden sich hier.
Das SDD Symposium wurde live und in voller Länge durch die Graphic Recorderin Susanne Kitlinski zeichnerisch dokumentiert. Anhand dieser grafischen Aufzeichnung fasste Christine Moosmann vom Grafikmagazin den ereignisreichen Tag am Ende noch einmal für alle Teilnehmenden zusammen.
Den Ausklang bildete ein angeregtes Netzwerken in lockeren Gruppen. Alle verband die Hoffnung sich bald in dem einen oder anderen Kontext wieder zu sehen und gegenseitig zu inspirieren.
In einem waren sich alle einig: Die ersten Social Design Days Nürnberg waren ein voller Erfolg. Mehr davon, bitte!