150 Jahre Bayerisches Gewerbemuseum
Internationale Designerstücke, Kunst und Kultobjekte aus fremden Ländern, aber auch hochmoderne technische Geräte und präzise Handwerkstradition: Gewerbemuseen brachten das Neueste aus aller Welt in die eigene Stadt. In Nürnberg wurde 1869 das Bayerische Gewerbemuseum nach dem Vorbild des Londoner Victoria & Albert Museum (damals noch South Kensington Museum) gegründet. Der Standort überrascht nicht, denn die Stadt und ihr Umland waren die mit Abstand bedeutendste Industrieregion des Königreichs Bayern.
Anlässlich des 150. Jubiläums der Gründung präsentiert das Germanische Nationalmuseum in Nürnberg anhand von 90 ausgewählten Exponaten die Geschichte und Schwerpunkte des Bayerischen Gewerbemuseums. „Gewerbemuseen entstanden in der Überzeugung, dass gerade die Besinnung auf die Vergangenheit neue Wege in die Zukunft öffnet“, betont Generaldirektor Prof. Daniel Hess.
Ankäufe für die Sammlung des neuen Bayerischen Gewerbemuseums wurden vor allem auf den Weltausstellungen getätigt, zum Großteil auf den Weltausstellungen von 1873 bis 1900. Doch das Bayerische Gewerbemuseum besuchte Weltausstellungen nicht nur, es war auch in deren Organisation im In- und Ausland eingebunden. Für bayerische Firmen kümmerte es sich um Präsentationsmöglichkeiten, half beim Transport und begann, sich auf diese Weise ein internationales Netzwerk aufzubauen.
Daneben suchte die Einrichtung, durch Wettbewerbe und Auszeichnungen innovative Ideen zu fördern. So zeigt die Ausstellung exemplarisch Erzeugnisse, die im Rahmen eines Spielzeugwettbewerbs im Jahr 1903 eingereicht und prämiert wurden. In sogenannten Meisterkursen schulten ab 1901 bekannte Designer und Kuntgewerbler wie Peter Behrens, Richard Riemerschmid, Paul Haustein und Friedrich Adler den Nachwuchs.
Allerdings wandelte sich in dieser Zeit das Gewerbemuseum immer mehr zu einer technischen Prüfanstalt, was sich auch in der Umbenennung in Landesgewerbeanstalt (LGA) manifestierte. Das Museum wurde zu einer nachgeordneten Abteilung und die Sammlungstätigkeit kam praktisch zum Erliegen.
Erst nach 1945 brachte der erste Nachkriegsdirektor Curt Heigl die Einrichtung wieder zu neuer Blüte: In den 1950er und 60er Jahren organisierte er mit viel Engagement und wenig Budget wechselnde Ausstellungen. Beherzt griff er auf die sich langsam wieder etablierenden Verbindungen der LGA zurück und lud internationale Künstler und Designer ein. Viel beachtet war seine Ausstellung italienischer Produkte 1961, bahnbrechend die Präsentation zu finnischem Design 1966. Auch Heigl bemühte sich, aus jeder Ausstellung Produkte anzukaufen und so die Sammlung der LGA zu erweitern und wieder auf den neuesten Stand zu bringen.
Parallel wuchs der Raumbedarf der LGA für verschiedene Prüfinstitute und zusätzliche Mitarbeiter. Ab Mitte der 1980er Jahre entstand ein neuer Standort im Süden Nürnbergs und das Gebäude am Gewerbemuseumsplatz verkauft. Im Jahr 1987 ging die Mustersammlung an das Germanische Nationalmuseum, wo sie im sogenannten Rittersaal ihren Platz fand.
Dieser ist zurzeit wegen Umbaumaßnahmen geschlossen, so dass die umfangreiche Sammlung parallel zur Jubiläumsausstellung leider nicht besichtigt werden kann. Dafür empfiehlt sich ein Abstecher in den zweiten Stock des Museums, wo noch bis zum 19. Januar 2020 die kleine, aber feine Bauhaus-Ausstellung vom Wesen der Dinge besichtigt werden kann.
Die Ausstellung „150 Jahre Bayerisches Gewerbemuseum“ läuft noch bis zum 27. September 2020.
Bild: GMN