28. November 2019

150 Jah­re Baye­ri­sches Gewerbemuseum

Inter­na­tio­na­le Desi­gner­stü­cke, Kunst und Kult­ob­jek­te aus frem­den Län­dern, aber auch hoch­mo­der­ne tech­ni­sche Gerä­te und prä­zi­se Hand­werks­tra­di­ti­on: Gewer­be­mu­se­en brach­ten das Neu­es­te aus aller Welt in die eige­ne Stadt. In Nürn­berg wur­de 1869 das Baye­ri­sche Gewer­be­mu­se­um nach dem Vor­bild des Lon­do­ner Vic­to­ria & Albert Muse­um (damals noch South Ken­sing­ton Muse­um) gegrün­det. Der Stand­ort über­rascht nicht, denn die Stadt und ihr Umland waren die mit Abstand bedeu­tends­te Indus­trie­re­gi­on des König­reichs Bayern.

Anläss­lich des 150. Jubi­lä­ums der Grün­dung prä­sen­tiert das Ger­ma­ni­sche Natio­nal­mu­se­um in Nürn­berg anhand von 90 aus­ge­wähl­ten Expo­na­ten die Geschich­te und Schwer­punk­te des Baye­ri­schen Gewer­be­mu­se­ums. „Gewer­be­mu­se­en ent­stan­den in der Über­zeu­gung, dass gera­de die Besin­nung auf die Ver­gan­gen­heit neue Wege in die Zukunft öff­net“, betont Gene­ral­di­rek­tor Prof. Dani­el Hess.

Ankäu­fe für die Samm­lung des neu­en Baye­ri­schen Gewer­be­mu­se­ums wur­den vor allem auf den Welt­aus­stel­lun­gen getä­tigt, zum Groß­teil auf den Welt­aus­stel­lun­gen von 1873 bis 1900. Doch das Baye­ri­sche Gewer­be­mu­se­um besuch­te Welt­aus­stel­lun­gen nicht nur, es war auch in deren Orga­ni­sa­ti­on im In- und Aus­land ein­ge­bun­den. Für baye­ri­sche Fir­men küm­mer­te es sich um Prä­sen­ta­ti­ons­mög­lich­kei­ten, half beim Trans­port und begann, sich auf die­se Wei­se ein inter­na­tio­na­les Netz­werk aufzubauen.

Dane­ben such­te die Ein­rich­tung, durch Wett­be­wer­be und Aus­zeich­nun­gen inno­va­ti­ve Ideen zu för­dern. So zeigt die Aus­stel­lung exem­pla­risch Erzeug­nis­se, die im Rah­men eines Spiel­zeug­wett­be­werbs im Jahr 1903 ein­ge­reicht und prä­miert wur­den. In soge­nann­ten Meis­ter­kur­sen schul­ten ab 1901 bekann­te Desi­gner und Kunt­ge­werb­ler wie Peter Beh­rens, Richard Rie­mer­schmid, Paul Hau­stein und Fried­rich Adler den Nachwuchs.

Aller­dings wan­del­te sich in die­ser Zeit das Gewer­be­mu­se­um immer mehr zu einer tech­ni­schen Prüf­an­stalt, was sich auch in der Umbe­nen­nung in Lan­des­ge­wer­be­an­stalt (LGA) mani­fes­tier­te. Das Muse­um wur­de zu einer nach­ge­ord­ne­ten Abtei­lung und die Samm­lungs­tä­tig­keit kam prak­tisch zum Erliegen.

Erst nach 1945 brach­te der ers­te Nach­kriegs­di­rek­tor Curt Heigl die Ein­rich­tung wie­der zu neu­er Blü­te: In den 1950er und 60er Jah­ren orga­ni­sier­te er mit viel Enga­ge­ment und wenig Bud­get wech­seln­de Aus­stel­lun­gen. Beherzt griff er auf die sich lang­sam wie­der eta­blie­ren­den Ver­bin­dun­gen der LGA zurück und lud inter­na­tio­na­le Künst­ler und Desi­gner ein. Viel beach­tet war sei­ne Aus­stel­lung ita­lie­ni­scher Pro­duk­te 1961, bahn­bre­chend die Prä­sen­ta­ti­on zu fin­ni­schem Design 1966. Auch Heigl bemüh­te sich, aus jeder Aus­stel­lung Pro­duk­te anzu­kau­fen und so die Samm­lung der LGA zu erwei­tern und wie­der auf den neu­es­ten Stand zu bringen.

Par­al­lel wuchs der Raum­be­darf der LGA für ver­schie­de­ne Prüf­in­sti­tu­te und zusätz­li­che Mit­ar­bei­ter. Ab Mit­te der 1980er Jah­re ent­stand ein neu­er Stand­ort im Süden Nürn­bergs und das Gebäu­de am Gewer­be­mu­se­ums­platz ver­kauft. Im Jahr 1987 ging die Mus­ter­samm­lung an das Ger­ma­ni­sche Natio­nal­mu­se­um, wo sie im soge­nann­ten Rit­ter­saal ihren Platz fand.

Die­ser ist zur­zeit wegen Umbau­maß­nah­men geschlos­sen, so dass die umfang­rei­che Samm­lung par­al­lel zur Jubi­lä­ums­aus­stel­lung lei­der nicht besich­tigt wer­den kann. Dafür emp­fiehlt sich ein Abste­cher in den zwei­ten Stock des Muse­ums, wo noch bis zum 19. Janu­ar 2020 die klei­ne, aber fei­ne Bau­haus-Aus­stel­lung vom Wesen der Din­ge besich­tigt wer­den kann.

Die Aus­stel­lung „150 Jah­re Baye­ri­sches Gewer­be­mu­se­um“ läuft noch bis zum 27. Sep­tem­ber 2020.

Bild: GMN