27. Mai 2024

mcbw design sum­mit 2024

Allen Grund zum Optimismus 

Der design sum­mit ist das Herz­stück der mcbw! Im Fokus: Das Jah­res­mot­to der munich crea­ti­ve busi­ness week: „How to co-crea­te with nature“. 

Hier geht es nicht um Natur­ro­man­tik, son­dern um kon­kre­te Fak­ten und Ergeb­nis­se, denn die Zukunft unse­res Pla­ne­ten geht uns alle etwas an. Dabei kommt gera­de dem Design eine Schlüs­sel­rol­le zu, denn 80% der Umwelt­aus­wir­kun­gen eines Pro­dukts wer­den tat­säch­lich schon in der Ent­wurfs­pha­se fest­ge­legt. Ein gro­ßes The­ma, bei­na­he 20 Speaker:innen, vie­le Per­spek­ti­ven und wich­ti­ge Erkenntnisse.

Take-Home-Mes­sa­ges für eine erfolg­rei­che Co-Crea­ti­on 

In den Key­notes, im Talk unse­rer Kolleg:innen von den euro­päi­schen Design Cen­tern und im Panel des mcbw-Bei­ra­tes: Es sind immer wie­der die­sel­ben Gedan­ken, die in den Talks und Dis­kus­sio­nen auf­kom­men – Ansät­ze, die es braucht, damit die Co-Crea­ti­on gelingt. 

  • Der Mensch ist Teil der Natur: Wir sind nicht Geg­ner der Natur, son­dern selbst ein Teil davon. Wenn wir unse­re Rol­le als „Mit­spie­ler“ akzep­tie­ren und Ver­ant­wor­tung über­neh­men, dann pro­fi­tie­ren alle.  
  • Design muss Nach­hal­tig­keit begehr­lich machen: Nach­hal­tig­keit ist ein kom­ple­xes The­ma und muss gut in alle Brei­ten der Gesell­schaft kom­mu­ni­ziert wer­den. Dies gelingt am bes­ten, wenn das The­ma Nach­hal­tig­keit attrak­tiv und begeh­rens­wert ver­mit­telt wird. 
  • Kei­ne gedank­li­chen Gren­zen set­zen: Es braucht neue Ver­fah­ren, inno­va­ti­ve Mate­ria­li­en, inter­dis­zi­pli­nä­res Den­ken. Die Natur hat vie­le der effi­zi­en­tes­ten Lösun­gen schon geschaf­fen, aber erst gemein­sam kön­nen wir sie ver­ste­hen ler­nen. 
  • Nach­hal­tig­keit darf nicht exklu­siv sein: Nach­hal­tig­keit soll­te nicht Fra­ge des Geld­beu­tels sein, son­dern muss für alle erschwing­lich sein. Ange­bo­te dür­fen sich nicht exklu­siv an die Städ­te rich­ten, son­dern müs­sen eben­so das Land mit­neh­men. 
  • Arbei­ten wir an der Ska­lier­bar­keit: Inno­va­tio­nen aus den For­schungs­la­bo­ren stim­men hoff­nungs­voll, doch um den Mas­sen­be­darf zu decken, müs­sen wir die Aus­wei­tung auf indus­tri­el­le Maß­stä­be in den Fokus rücken. 
  • Die bes­te Nach­hal­tig­keit ist die Lang­le­big­keit: Pati­na und Gebraucht­markt müs­sen auf­ge­wer­tet wer­den. Das geht durch Vor­ga­ben aus der Poli­tik oder über die Arbeit an der Ästhe­tik. 
  • Ver­hal­tens­mus­ter über­den­ken: Wir müs­sen die gän­gi­gen Mus­ter der Kon­sum­ge­sell­schaft über­den­ken und unser Design­ver­ständ­nis dar­auf­hin anpas­sen. In (Hoch-)Schulen genau­so wie in Unter­neh­men. 

Was heißt das kon­kret? 

Wir ste­hen vor gro­ßen Auf­ga­ben und die­se Schrit­te kos­ten Zeit – kei­ne Fra­ge. Doch die Stim­mung auf dem design sum­mit ist opti­mis­tisch, die Dis­kus­sio­nen kon­struk­tiv. Viel­ver­spre­chen­de Ansät­ze und neu­es­te Ent­wick­lun­gen geben allen Anlass zur Hoff­nung und zei­gen, was alles schon mög­lich ist. 

Das Tan­nen­zap­fen-Prin­zip oder Ler­nen von der Natur 

Ener­gie­kos­ten im Bau­sek­tor sen­ken und gleich­zei­tig Trans­port­kos­ten drü­cken? Das ver­spre­chen Lau­ra Kie­se­wet­ter und ihr Team von der Uni­ver­si­tät Stutt­gart, indem sie ein Prin­zip aus Natur für Möbel- und Gebäu­de­her­stel­lung nut­zen. Statt ener­gie­auf­wen­di­gen Ver­fah­ren set­zen sie auf die Eigen­schaf­ten von Holz und for­men ihre Objek­te über die natür­li­che Luft­feuch­tig­keit. In Wangen/Allgäu hat das Team bereits einen Aus­sichts­turm von 22 Metern in dem Ver­fah­ren errich­tet und beweist damit die Leis­tungs­fä­hig­keit die­ser soge­nann­ten Selbst­for­mungs­pro­zes­se. 

Danie­la Boh­lin­ger (BMW Group) wagt sich vor auf unbe­kann­tes Ter­rain: Mit Metho­den des Spe­cu­la­ti­ve Designs spielt sie mög­li­che Zukunfts­sze­na­ri­en durch. Zukünf­te in denen Mobi­li­tät und Nach­hal­tig­keit Hand in Hand gehen und ein­an­der nicht zu Las­ten fal­len. Wir gestal­ten dann unse­re Zukunft am bes­ten, wenn wir uns unse­re ganz gro­ßen Zie­le wach vor Augen hal­ten. 

Mau­ri­zio Mon­tal­ti berich­tet von der Arbeit mit Myce­li­um, einer Pilz­struk­tur, mit der mitt­ler­wei­le schon Tex­ti­li­en und Inte­ri­or Design-Stü­cke gestal­tet wer­den kön­nen – 100% orga­nisch und nach­hal­tig und vor allem auch ska­lier­bar auf indus­tri­el­le Dimen­sio­nen.  

Wie ver­leiht man der Natur eine Stim­me? Tom Kort­beek stellt eine App vor, mit der Pro­zes­se in Pflan­zen sicht­bar gemacht wer­den kön­nen und bie­tet damit neue Mög­lich­kei­ten an, die Natur begreif­bar zu machen. Dem Pro­jekt liegt die Über­zeu­gung zu Grun­de, dass der Umgang mit der Natur dann bes­ser wird, wenn wir noch mehr von ihr ver­ste­hen. 

Green Obses­si­ons – der Natur ver­pflich­tet 

Crea­ti­ve Explo­rer der dies­jäh­ri­gen mcbw ist Ste­fa­no Boe­ri. Der ita­lie­ni­sche Archi­tekt hat vor weni­gen Jah­ren mit einem Wohn­hoch­haus-Pro­to­typ für Auf­se­hen gesorgt, denn die Fas­sa­den des Bosco Ver­ti­cale – einer Hoch­haus­an­la­ge mit zwei Tür­men in Mai­land – tra­gen einen gan­zen Wald. 800 Pflan­zen, 100 ver­schie­de­ne Arten und eine rei­che Popu­la­ti­on von Vögeln und Insek­ten. Boe­ri baut mitt­ler­wei­le an 40 die­ser ver­ti­ka­len Wäl­der gleich­zei­tig – in der Schweiz, in Chi­na und Mexi­ko. Er beweist, was mög­lich ist, wenn man eine Obses­si­on fürs Grü­ne und den Mut hat, um die Ecke zu den­ken: Die begrün­ten Häu­ser sind das Ergeb­nis inter­dis­zi­pli­nä­rer Zusam­men­ar­beit, schaf­fen gesun­de Lebens­räu­me für Mensch und Natur. Boe­ri und sein Team haben neue Nischen geschaf­fen, für alle. Damit ist wie­der ein­mal mehr bewie­sen: Fort­schritt und Natur sind kein Wider­sprich, son­dern gelin­gen dann am bes­ten, wenn sie zusam­men­ge­dacht wer­den. 

Was neh­men wir mit vom mcbw sum­mit 2024? 

Es gibt groß­ar­ti­ge Ansät­ze und bereits ganz kon­kre­te Pro­jek­te, die auf­zei­gen, wie wir näher an eine Co-Crea­ti­on mit der Natur her­an­kom­men. Wich­tig ist am Ball zu blei­ben und auch bei lang­wie­ri­gen Pro­zes­sen den Mut nicht zu ver­lie­ren – Grund für Hoff­nung gibt es alle­mal. Die Fin­nin Päi­vi Tah­ko­kal­lio, frü­he­re Prä­si­den­tin des Bureau of Euro­pean Design Asso­cia­ti­ons, kurz BEDA, gibt als ers­ten Ansatz mit auf den Weg: „Geht in die Natur, ver­bringt Zeit in der Natur, erfahrt Natur. Erst durch Erfah­rung ent­steht Ver­ständ­nis.“ Erst mit die­ser prak­ti­schen Erfah­rung wird oft deut­lich, wie effi­zi­ent die Natur gestal­tet und uns als Co-Krea­to­rin die Hand reicht.  

Dank 

Mit auf der Büh­ne stan­den die Bei­rä­te der mcbw: Mar­kus Frenzl, Hol­ger Hampf Boris Kochan, Ange­li­ka Nol­lert, Dewi Schön­beck sowie die Kolleg:innen aus den euro­päi­schen Design Cen­tern: Päi­vi Tah­ko­kal­lio, Chris­ti­na Melan­der, Tiia Vihand und Vin­cent van Herk. Mit einer groß­ar­ti­gen Mode­ra­ti­on führ­te Leon­hard Nima durch den Tag. Ihnen allen und unse­rem groß­ar­ti­gen Publi­kum einen herz­li­chen Dank für die fan­tas­ti­sche Ver­an­stal­tung!