Der design summit ist das Herzstück der mcbw! Im Fokus: Das Jahresmotto der munich creative business week: „How to co-create with nature“.
Hier geht es nicht um Naturromantik, sondern um konkrete Fakten und Ergebnisse, denn die Zukunft unseres Planeten geht uns alle etwas an. Dabei kommt gerade dem Design eine Schlüsselrolle zu, denn 80% der Umweltauswirkungen eines Produkts werden tatsächlich schon in der Entwurfsphase festgelegt. Ein großes Thema, beinahe 20 Speaker:innen, viele Perspektiven und wichtige Erkenntnisse.
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In den Keynotes, im Talk unserer Kolleg:innen von den europäischen Design Centern und im Panel des mcbw-Beirates: Es sind immer wieder dieselben Gedanken, die in den Talks und Diskussionen aufkommen – Ansätze, die es braucht, damit die Co-Creation gelingt.
Was heißt das konkret?
Wir stehen vor großen Aufgaben und diese Schritte kosten Zeit – keine Frage. Doch die Stimmung auf dem design summit ist optimistisch, die Diskussionen konstruktiv. Vielversprechende Ansätze und neueste Entwicklungen geben allen Anlass zur Hoffnung und zeigen, was alles schon möglich ist.
Das Tannenzapfen-Prinzip oder Lernen von der Natur
Energiekosten im Bausektor senken und gleichzeitig Transportkosten drücken? Das versprechen Laura Kiesewetter und ihr Team von der Universität Stuttgart, indem sie ein Prinzip aus Natur für Möbel- und Gebäudeherstellung nutzen. Statt energieaufwendigen Verfahren setzen sie auf die Eigenschaften von Holz und formen ihre Objekte über die natürliche Luftfeuchtigkeit. In Wangen/Allgäu hat das Team bereits einen Aussichtsturm von 22 Metern in dem Verfahren errichtet und beweist damit die Leistungsfähigkeit dieser sogenannten Selbstformungsprozesse.
Daniela Bohlinger (BMW Group) wagt sich vor auf unbekanntes Terrain: Mit Methoden des Speculative Designs spielt sie mögliche Zukunftsszenarien durch. Zukünfte in denen Mobilität und Nachhaltigkeit Hand in Hand gehen und einander nicht zu Lasten fallen. Wir gestalten dann unsere Zukunft am besten, wenn wir uns unsere ganz großen Ziele wach vor Augen halten.
Maurizio Montalti berichtet von der Arbeit mit Mycelium, einer Pilzstruktur, mit der mittlerweile schon Textilien und Interior Design-Stücke gestaltet werden können – 100% organisch und nachhaltig und vor allem auch skalierbar auf industrielle Dimensionen.
Wie verleiht man der Natur eine Stimme? Tom Kortbeek stellt eine App vor, mit der Prozesse in Pflanzen sichtbar gemacht werden können und bietet damit neue Möglichkeiten an, die Natur begreifbar zu machen. Dem Projekt liegt die Überzeugung zu Grunde, dass der Umgang mit der Natur dann besser wird, wenn wir noch mehr von ihr verstehen.
Green Obsessions – der Natur verpflichtet
Creative Explorer der diesjährigen mcbw ist Stefano Boeri. Der italienische Architekt hat vor wenigen Jahren mit einem Wohnhochhaus-Prototyp für Aufsehen gesorgt, denn die Fassaden des Bosco Verticale – einer Hochhausanlage mit zwei Türmen in Mailand – tragen einen ganzen Wald. 800 Pflanzen, 100 verschiedene Arten und eine reiche Population von Vögeln und Insekten. Boeri baut mittlerweile an 40 dieser vertikalen Wälder gleichzeitig – in der Schweiz, in China und Mexiko. Er beweist, was möglich ist, wenn man eine Obsession fürs Grüne und den Mut hat, um die Ecke zu denken: Die begrünten Häuser sind das Ergebnis interdisziplinärer Zusammenarbeit, schaffen gesunde Lebensräume für Mensch und Natur. Boeri und sein Team haben neue Nischen geschaffen, für alle. Damit ist wieder einmal mehr bewiesen: Fortschritt und Natur sind kein Widersprich, sondern gelingen dann am besten, wenn sie zusammengedacht werden.
Es gibt großartige Ansätze und bereits ganz konkrete Projekte, die aufzeigen, wie wir näher an eine Co-Creation mit der Natur herankommen. Wichtig ist am Ball zu bleiben und auch bei langwierigen Prozessen den Mut nicht zu verlieren – Grund für Hoffnung gibt es allemal. Die Finnin Päivi Tahkokallio, frühere Präsidentin des Bureau of European Design Associations, kurz BEDA, gibt als ersten Ansatz mit auf den Weg: „Geht in die Natur, verbringt Zeit in der Natur, erfahrt Natur. Erst durch Erfahrung entsteht Verständnis.“ Erst mit dieser praktischen Erfahrung wird oft deutlich, wie effizient die Natur gestaltet und uns als Co-Kreatorin die Hand reicht.
Dank
Mit auf der Bühne standen die Beiräte der mcbw: Markus Frenzl, Holger Hampf Boris Kochan, Angelika Nollert, Dewi Schönbeck sowie die Kolleg:innen aus den europäischen Design Centern: Päivi Tahkokallio, Christina Melander, Tiia Vihand und Vincent van Herk. Mit einer großartigen Moderation führte Leonhard Nima durch den Tag. Ihnen allen und unserem großartigen Publikum einen herzlichen Dank für die fantastische Veranstaltung!
Literaturempfehlung:
https://www.stefanoboeriarchitetti.net/en/publications/green-obsession/