Lesen Sie auch Teil 1 – Desi­gned in Bavaria

Ein Bei­trag von Nadi­ne Vicen­ti­ni, bay­ern design Geschäftsführerin

Ein wei­te­res Kenn­zei­chen des Design­stand­or­tes Bay­ern ist die Nähe der Gestal­ten­den zu nam­haf­ten baye­ri­schen Unter­neh­men wie zum Bei­spiel Adi­das, Audi, BMW, BSH, Faber-Cas­tell, KUKA, Loe­we, MAN, Play­mo­bil, Por­zel­lan­ma­nu­fak­tur Nym­phen­burg, Puma, Rosen­thal, Schwan Sta­bi­lo, Sie­mens, Uvex. Die­se und vie­le wei­te­re nut­zen die krea­ti­ve Kraft der baye­ri­schen Designer:innen unter­schied­lichs­ter Teildisziplinen.

Gestalter:innen aus ganz Deutsch­land pro­fi­tie­ren aber auch von der Brei­te baye­ri­scher Hand­werks­tra­di­tio­nen mit ihrer hohen Fer­ti­gungs­kom­pe­tenz. Es ist kein Zufall, dass Design­klas­si­ker wie der Clas­si­Con Bell Table von Sebas­ti­an Her­kner in Bay­ern gefer­tigt wird. Nur die Glas­blä­ser im Baye­ri­schen Wald ver­fü­gen in Deutsch­land noch über das Know­how für die Spe­zi­al­an­fer­ti­gung des glo­cken­för­mi­gen Glasfußes.

Als Welt­zen­trum der Clay-Modelleur:innen kann das ober­frän­ki­sche Selb gel­ten. An der dor­ti­gen Berufs­fach­schu­le für Pro­dukt­de­sign wird der welt­wei­te Bedarf an Modelleur:innen für die Auto­mo­bil­in­dus­trie aus­ge­bil­det. Bekann­te Modell­bau­er wie die Uedel­ho­ven Stu­di­os in Ober­bay­ern, wel­che gan­ze Show­cars als eta­blier­te Part­ner inter­na­tio­na­ler Mar­ken ver­wirk­li­chen, stel­len ihre Krea­ti­vi­tät aber auch inter­na­tio­na­len Thea­ter- und Opern­pro­duk­tio­nen zur Ver­fü­gung: Für den Sieg­fried in Bay­reuth bau­ten sie den Mount Rushmo­re mit den Köp­fen von Marx, Lenin, Sta­lin und Mao nach, zwan­zig Meter breit, fast 13 Meter hoch.

Nütz­li­che Nähe 

Auch die zahl­rei­chen Gestal­ten­den und Agen­tu­ren aus dem Kom­mu­ni­ka­ti­ons­de­sign zie­hen ihren Nut­zen aus der Nähe zu Auftraggeber:innen und Partner:innen mit hoher Fertigungskompetenz.

So kön­nen die­se zum Bei­spiel mit ihren Kun­den einen Papier­her­stel­ler wie Gmund Papier am Tegern­see besu­chen und dort sogar ein eige­nes, unver­wech­sel­ba­res Papier ent­wi­ckeln las­sen. Ist ein beson­ders hoch­wer­ti­ger Ein­band gewünscht, steht die Fir­ma Scha­bert in Ober­fran­ken mit ihrem Wis­sen zur Seite.

Selbst­re­dend fin­det man inner­halb Bay­erns auch beson­de­re Dru­cke­rei­en. Sehr beliebt bei Krea­ti­ven und ihren Kun­den sind die Dru­cke­rei­en Eberl & Kösel Fine­Prints in Schwa­ben sowie die Dru­cke­rei Vogl in Ober­bay­ern. Hoch­wer­ti­ge Ver­ede­lun­gen bie­tet die Fir­ma Leon­hard Kurz in Mit­tel­fran­ken, die an das dort frü­her weit ver­brei­te­te Gold­schlä­ger­hand­werk anknüpft.

Digi­tal Design gewinnt an Bedeutung 

Im Digi­tal Design ist es vor allem der Pro­duk­ti­ons­stand­ort Mün­chen, der seit jeher zahl­rei­che VFX Designer:innen zur Imple­men­tie­rung von digi­ta­len Effek­ten, Figu­ren oder Requi­si­ten in real pro­du­zier­tes Film­ma­te­ri­al beschäf­tigt. So erweckt die Pro­duk­ti­ons­fir­ma Trix­ter aus Mün­chen berühm­te Mar­vel Cha­rak­te­re wie Black Pan­ther zum Leben.

Immer wich­ti­ger wird auch die Fra­ge­stel­lung, wie man inno­va­ti­ve und meist digi­ta­le Tech­no­lo­gien für die Nutzer:innen sicht­bar und erleb­bar machen kann. Das UX-Design visua­li­siert dabei die dahin­ter­lie­gen­den Pro­zes­se und Funk­tio­nen. Design­agen­tu­ren wie zum Bei­spiel Cobe, Icon Incar, Stu­dio Tish und vie­le mehr leis­ten mit ihren Schnitt­stel­len „Made in Bava­ria“ einen wesent­li­chen Bei­trag für die Akzep­tanz neu­er Tech­no­lo­gien sowie den Aus­tausch zwi­schen Kunst und Technik.

Design in der Öffentlichkeit

Abge­run­det wird das Bild durch Die Neue Samm­lung im Kunst­are­al Mün­chen. Sie gilt mit rund 100.000 Objek­ten als die größ­te Design­samm­lung der Welt und als das ers­te Design­mu­se­um, lan­ge bevor die­ser Begriff geprägt wur­de. Ihre Aus­stel­lungs­räu­me sind ein Bestand­teil der Pina­ko­thek der Moder­ne. Wei­te­re Tei­le ihrer Samm­lun­gen sind außer­dem an den Stand­or­ten Wei­den in der Ober­pfalz und dem Neu­en Muse­um für Kunst und Design in Nürn­berg zu sehen.

Dane­ben prä­sen­tie­ren das Por­zel­la­ni­kon in Selb, die Glas­mu­se­en in Röden­tal und Frau­en­au sowie das Tex­til- und Indus­trie­mu­se­um in Augs­burg jeweils mono­the­ma­ti­sche Samm­lun­gen zu Porzellan‑, Glas- und Tex­til­de­sign. Ganz dem Auto­mo­ti­ve Design gewid­met sind das Audi Forum in Ingol­stadt und das BMW Muse­um in München.

Lesen Sie auch Teil 3 – Desi­gned for Bavaria

Der Bei­trag erschien zuerst in Slan­ted Spe­cial Issue Bava­ria, Juli 2022:

Slan­ted Publishers (ed., pub., design), July 2022, 192 p., 16 × 24 cm, Eng­lish, open stitch bin­ding, off­set prin­ting, Sto­ber Medi­en, insi­de cover design crea­ted­by­ga­be, 978–3‑948440–40‑4, € 14.– / $ 15.50

Wir dan­ken dem SLAN­TED Redak­ti­ons­team für die groß­ar­ti­ge Zusam­men­ar­beit und unse­rem För­de­rer dem baye­ri­schen Wirt­schafts­mi­nis­te­ri­um, der die­ser Idee zum Durch­bruch ver­hol­fen hat.

Nadi­ne Vicen­ti­ni, Geschäfts­füh­re­rin bay­ern design GmbH

Nadi­ne Vicen­ti­ni ist seit April 2021 Geschäfts­füh­re­rin von bay­ern design, dem Kom­pe­tenz­zen­trum für Gestal­tung in Bay­ern und Ver­an­stal­ter der Munich Crea­ti­ve Busi­ness Week (MCBW). Sie stu­dier­te Medi­en, Kom­mu­ni­ka­ti­on & kul­tu­rel­le Stu­di­en an den Uni­ver­si­tä­ten Kas­sel und Ros­kil­de, Däne­mark. Es folg­ten beruf­li­che Sta­tio­nen als Mar­ke­ting­ma­na­ge­rin, Account Direc­tor und Team­lei­te­rin für renom­mier­te Design-und Archi­tek­tur­bü­ros wie z.B. KMS Team, Blackspace und Schmid­hu­ber. Seit 2014 war sie in den Berei­chen Mar­ken­ent­wick­lung und Design­stra­te­gie sowie als dvct-zer­ti­fi­zier­ter sys­te­mi­scher Busi­ness Coach selb­stän­dig tätig. Zusätz­lich enga­giert sie sich als freie Dozen­tin in der Designausbildung.