Plagiarius 2021: Gegen dreisten Ideenklau
Plagiate schädigen nicht nur die Originalhersteller*innen, sondern auch Verbraucher*innen. Der Negativpreis „Plagiarius“ wurde am 16. April 2021 zum 45. Mal verliehen – coronabedingt erstmals im Rahmen einer virtuellen Pressekonferenz
Bevor die jährlich wechselnde Jury die Preisträger*innen wählt, werden die vermeintlichen Plagiator*innen über ihre Nominierung informiert und erhalten die Möglichkeit zur Stellungnahme. Der Jury geht es nicht darum, legale Wettbewerbsprodukte zu brandmarken. Intention ist vielmehr, plumpe 1:1 Nachahmungen, die dem Originalprodukt bewusst zum Verwechseln ähnlich sehen und die keinerlei kreative oder konstruktive Eigenleistung aufweisen, in den Fokus zu rücken. Erfreulicherweise haben bereits zahlreiche Nachahmer*innen aus Angst vor der Prämierung mit dem „Plagiarius“ eine Einigung gesucht und beispielsweise Restbestände der Plagiate vom Markt genommen, Unterlassungserklärungen unterschrieben oder ihre Lieferant*innen offengelegt.
In diesem Jahr wurden wieder drei besonders dreiste Produktplagiate ausgezeichnet:
1. Preis: Motorsäge „STIHL MS 250“
Original: ANDREAS STIHL AG & Co. KG, Waiblingen, Deutschland
Fälschung: Hangzhou Guley Garden Machinery Co., Ltd., VR China
Die Fälschung verletzt die Wortmarke „STIHL“ (hier: STHIL) sowie die in über 100 Ländern geschützte Farbmarke (orange/hellgrau). Guley ist einer der TOP3-Fälscher von STIHL Produkten in China mit Abnehmer*innen in v.a. Südostasien, Afrika und Südamerika.
2. Preis: Elektrisches Bremsenentlüftungsgerät „ERS 5“ (Einsatz: Kfz-Bremsen Wartung)
Original: MANOTEC Industrielle Automation, Villingen-Schwenningen, Deutschlanf
Plagiat: Herstellung: VR China, Vertrieb: Tschechischer Anbieter über eBay und Amazon
Dieses Billig-Plagiat entspricht in keinster Weise den gesetzlichen Vorschriften für Elektrik und Druckgeräte.
3. Preis: Schlaf-Sofa „Up-Lift“
Original: Prostoria d.o.o., Sv. Kriz Zacretje, Kroatien
Plagiat: Oxygen Corp. Limited, London, Großbritannien, Verkauf über: privatefloor.com / myfaktory.com
Für seine preisgekrönte Produktlinie „Up-Lift“ hat Prostoria Designschutz in vielen Ländern eingetragen. Der Nachahmer kopiert 1:1 Design, Funktion und Produktnamen, so dass Verwechslungsgefahr besteht.
Bereits seit 1977 vergibt die Aktion Plagiarius e.V. den gefürchteten Schmäh-Preis an Hersteller*innen und Händler*innen besonders dreister Plagiate und Fälschungen. Die Auszeichnung sagt nichts darüber aus, ob ein nachgemachtes Produkt im juristischen Sinne erlaubt oder rechtswidrig ist. Ziel der Aktion Plagiarius ist vielmehr, die fragwürdigen Geschäftsmethoden von Produkt- und Markenpiraten ins öffentliche Bewusstsein zu rücken und Industrie, Politik und Verbraucher*innen für die Problematik zu sensibilisieren. Trophäe ist ein schwarzer Zwerg mit goldener Nase. Letztere symbolisiert die immensen Profite, die ideenlose Nachahmer sprichwörtlich auf Kosten von Kreativen und innovativen Unternehmen erwirtschaften.
Der Initiator des „Plagiarius“, Professor Rido Busse, ist im Februar 2021 im Alter von 86 Jahren gestorben. Als Industriedesigner hatte Busse früh erkannt, dass echte Innovationen maßgeblich über Wohlstand und Wettbewerbsfähigkeit einer Volkswirtschaft entscheiden, und dass es unabdingbar ist kreative Ideen und Know-how zu fördern, und zu schützen.
Das Museum Plagiarius zeigt in seiner einzigartigen Ausstellung mehr als 350 Plagiarius-Preisträger der unterschiedlichsten Branchen – jeweils Original und Plagiat im direkten Vergleich. Auch die Preisträger 2021 sollen kurzfristig gezeigt werden. Das genaue Datum wird unter Berücksichtigung der aktuellen Corona-Bestimmungen auf der Website des Museums bekannt gegeben.
Bild: Ausgezeichnet mit dem Schmähpreis Plagiarius 2021: Die Fälschung (rechts) des Prostoria-Sofas (links). (Rechte: Prostoria d.o.o.)