15. Mai 2023

Eine Design Poli­cy für Deutschland

Vor­schlag des Deut­schen Designtags

Erst­ma­lig prä­sen­tier­te der Deut­sche Design­tag am Sonn­tag, den 7. Mai 2023 sei­nen Vor­schlag einer Design Poli­cy für Deutsch­land im Rah­men der Mati­nee „Design küsst Poli­tik“ wäh­rend der munich crea­ti­ve busi­ness week (mcbw). Damit schafft der Dach­ver­band eine ers­te Grund­la­ge für eine Ver­ein­ba­rung zwi­schen Regie­rung, Wirt­schafts­ver­bän­den und der Design­wirt­schaft, um die Poten­zia­le von Design für die gesell­schaft­li­che Ent­wick­lung und wirt­schaft­li­che Pro­spe­ri­tät umfas­send zu nutzen.

Mit die­sem aller­ers­ten Ent­wurf lädt der Design­tag die eige­ne wie ande­re Bran­chen zu einem kon­struk­ti­ven Dis­kurs ein, um dar­auf auf­bau­end gemein­sam mit der Poli­tik nach­zu­voll­zie­hen, was in Län­dern wie Irland, Finn­land und der Schweiz längst üblich ist: ein gewinn­brin­gen­der Umgang mit der Res­sour­ce Design.

So kann Design dabei behilf­lich sein, bestehen­de Regie­rungs­zie­le nicht nur zu rea­li­sie­ren, son­dern mit ver­ein­ten Fähig­kei­ten deut­lich mehr zu errei­chen. Dar­auf ver­wies der CEO von Good Design Aus­tra­lia, Bran­don Gien, in sei­nem ein­füh­ren­den Vor­trag im Rah­men der Podi­ums­ver­an­stal­tung in Mün­chen. Nach­weis­bar las­sen sich mit Hil­fe von Design­me­tho­den und ‑tech­ni­ken büro­kra­ti­sche Pro­zes­se genau­so wie gesell­schafts- und wirt­schafts­re­le­van­te Inno­va­tio­nen fun­da­men­tal vorantreiben.

„In Zei­ten gleich­zei­ti­ger Glo­ba­li­sie­rung und Rück­be­sin­nung auf loka­le, regio­na­le oder natio­na­le Inter­es­sen kann Design sowohl iden­ti­täts­stif­tend wie auch als uni­ver­sel­ler Ver­mitt­ler wir­ken und ein fried­vol­les Mit­ein­an­der befördern.“

Ent­spre­chend geht es in dem Vor­schlag einer Design Poli­cy des Design­tags zen­tral auch um die Wir­kungs­macht von Design, gera­de in Zei­ten des Wan­dels, um die öko­no­mi­schen und öko­lo­gi­schen Poten­zia­le sowie deren demo­kra­tie­för­dern­de Gestal­tungs­kraft. „Deutsch­land muss“, so zitier­te die Geschäfts­füh­re­rin von bay­ern design, Nadi­ne Vicen­ti­ni in ihrer Prä­sen­ta­ti­on aus dem Text, „ein Land wer­den, das bei­spiel­ge­bend zeigt, wie Design die Zukunfts­fä­hig­keit und Lebens­qua­li­tät der Men­schen erhält, hebt und die Funk­tio­na­li­tät sämt­li­cher Infra­struk­tu­ren sinn­voll weiterentwickelt.“

Der Prä­si­dent des Design­tags, Boris Kochan, ver­wies in sei­nem Bei­trag auf den Gap zwi­schen der längst vor­han­de­nen stra­te­gisch ange­leg­ten Nut­zung von Design sowohl im Mit­tel­stand als auch bei Groß­un­ter­neh­men einer­seits – und dem feh­len­den Bewusst­sein in der Poli­tik ande­rer­seits: „Design sitzt sowie­so – und auch noch ger­ne! – zwi­schen allen Stüh­len: Als Meta­dis­zi­plin schaf­fen Gestal­te­rin­nen und Gestal­ter in allen Bran­chen und Insti­tu­tio­nen Ver­ständ­nis und Anwend­bar­keit. Mit der Fähig­keit zur Visua­li­sie­rung und umfang­rei­cher metho­di­scher Kom­pe­tenz soll­te es bald­mög­lichst in Deutsch­land eine zwi­schen der Bran­che und der Regie­rung ver­ein­bar­te Stra­te­gie geben, wie Deutsch­land dem qua­li­ta­ti­ven Ruf ›Made in Ger­ma­ny‹ auch wei­ter­hin gerecht wird.“

Das weit über­wie­gend posi­ti­ve Feed­back spie­gel­te sich auch in der abschlie­ßen­den Podi­ums­dis­kus­si­on wie­der: „Die BEDA begrüßt den vom Design­tag in Angriff genom­me­nen Pro­zess zur For­mu­lie­rung einer Design Poli­cy nach­drück­lich – zumal ande­re Län­der in Euro­pa mit ähn­li­chen Akti­vi­tä­ten schon nen­nens­wer­te gesell­schaft­li­che Erfol­ge erzielt haben“, so Regi­na Han­ke, Dele­gier­te des Design­tags und Vor­stands­mit­glied der euro­päi­schen Design­ver­ei­ni­gung BEDA.

Auch der Prä­si­dent des Rats für Form­ge­bung, Mike Rich­ter, begrüß­te die Initia­ti­ve des Design­tags für eine Design Poli­cy für Deutsch­land. Er erin­ner­te in die­sem Zusam­men­hang an die enge und rück­bli­ckend durch­aus erfolg­rei­che Ver­flech­tung von Design und Poli­tik zu Beginn des 20. Jahr­hun­derts. Als pro­mi­nen­tes Bei­spiel sei der Werk­bund genannt. Auch hin­ter dem Bau­haus stand in sei­nen Anfän­gen ein poli­ti­scher Leit­ge­dan­ke. Das wur­de spä­ter bei der Ent­ste­hung sei­ner eige­nen Insti­tu­ti­on wie­der sicht­bar: „Als der Rat für Form­ge­bung vor nun mitt­ler­wei­le 70 Jah­ren gegrün­det wur­de, war das ein poli­ti­scher Akt: Alle damals im Bun­des­tag ver­tre­te­nen Par­tei­en haben Design als wesent­lich für die Ent­wick­lung der jun­gen Bun­des­re­pu­blik ange­se­hen – und die Grün­dung mit nur einer Gegen­stim­me ver­ab­schie­det. Es wird drin­gend Zeit, ein sol­ches Ver­ständ­nis wie­der auf­le­ben zu lassen!“

Zum Text: „Vor­schlag einer Design Poli­cy für Deutschland“