Design & Bahn.
Erste Ausstellung zum deutschen Eisenbahndesign
Das DB Museum in Nürnberg zeigt seit heute erstmals in Deutschland eine Ausstellung zur Geschichte des Designs bei der Eisenbahn. „Design & Bahn“ stellt in 20 Episoden die Entwicklung des deutschen Eisenbahndesigns vor – beginnend in der Zeit um 1900, als die Gestaltung bei der Bahn erstmals größere Bedeutung erlangte, bis in die Gegenwart und nahe Zukunft.
Museumsdirektor Dr. Oliver Götze: „Design und Bahn? – das hat es als Ausstellungsthema in Deutschland noch nicht gegeben. Wir freuen uns daher sehr, unseren Museumsgästen in den kommenden acht Monaten die Ergebnisse unseres Forschungsprojekts präsentieren zu dürfen. Auf spannende und interaktive Weise zeigt die Schau, wie Bahn Designgeschichte und Design Bahngeschichte geschrieben hat. Viele der ausgestellten Exponate waren nie zuvor für die Öffentlichkeit zu sehen und ermöglichen einen einzigartigen Blick hinter die Kulissen der Eisenbahn.“
Rund 270 Exponate zeigen 120 Jahre Design-Entwicklung bei der Eisenbahn. Die Erzählung beginnt um 1900, als Gestaltung bei der Bahn erstmals größere Aufmerksamkeit fand. Mitglieder des Werkbundes, wie der Bauhaus-Gründer Walter Gropius, entwarfen Interieurs für Personenwagen. Richtig an Fahrt gewann das Bahndesign in den 1920er Jahren, als das Stromlinien-Fieber nicht nur die Formgebung von Schienenfahrzeugen revolutionierte. Zwischen Lokomotiven und Bügeleisen der Zeit lassen sich in der Ausstellung erstaunliche Parallelen finden.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Hochschule für Gestaltung in Ulm (HfG) zum Motor neuer Designentwicklungen. Viele ihrer Absolvent*innen wählten später die Bahn als berufliches Betätigungsfeld und schufen Ikonen des Schienenverkehrs – vom Hamburger Hochbahnwagen bis zum ICE. Die Bundesbahn rief zeitgleich ein „Design-Center“ ins Leben. Die neue Abteilung veranstaltete 1971 den ersten internationalen Kongress zum Bahndesign, und zwar im Verkehrsmuseum Nürnberg, dem heutigen DB Museum. Lange verschollene Bilder und ein Modell der „ride71“ sind in der Ausstellung zu sehen – genau 50 Jahre später.
Auch in der DDR besaß Design einen hohen Stellenwert. Es sollte ostdeutsche Produkte auf dem internationalen Markt wettbewerbsfähig machen. So findet sich unter den Designmodellen aus dieser Zeit auch eine Lokomotive für Brasilien. In filmischen Interviews berichten DDR-Designer*innen wie Lutz Gelbert über ihre Arbeit an Zügen für Griechenland und China.
Mit der Bahnreform in den 1990er Jahren wurde der ICE zur Ikone der neu gegründeten DB AG. Seine Einführung ist in diesem Jahr genau 30 Jahre her. Die Gestaltung des Hochgeschwindigkeitszuges ist eng verknüpft mit dem Namen von Alexander Neumeister. Seine Skizzen und das Wettbewerbsmodell für den ICE T sind Meilensteine der Designgeschichte und bilden ein zentrales Kapitel der Ausstellung.
Die Ausstellungsgestaltung von bayern design Mitglied Marius Schreyer Design in Nürnberg orientiert sich an der Ästhetik von Design-Ateliers. Dazu passend werden viele Exponate auf einem Designklassiker, den sogenannten Eiermann-Tischen, präsentiert.
Zur Ausstellung ist ein umfangreicher Begleitband mit zahlreichen Abbildungen und Textbeiträgen namhafter Wissenschaftler*innen, u.a. der Technischen Universität Berlin, der Fachhochschulen Potsdam und Düsseldorf, des HfG-Archivs Ulm sowie vieler Museen aus der gesamten Bundesrepublik. Das Buch gewährt erstmalig einen summarischen Einblick in die Designentwicklung der Eisenbahn in Deutschland – von der Fahrzeuggestaltung bis zum Kommunikationsdesign, von den Ideen des Deutschen Werkbundes bis zu Zukunftsvisionen. Außerdem gibt es ein umfangreiches Begleitprogramm.
Bild: Blick in die von Marius Schreyer gestaltete Ausstellung „Design und Bahn“ im DB Museum Nürnberg (Bildrechte: DB Museum & Uwe Niklas)