7. Dezember 2022

Bun­des­preis Ecode­sign 2022

Fünf Aus­zeich­nun­gen gehen nach Bayern

Mit 14 Gewinner:innen zeich­net der Bun­des­preis Ecode­sign erneut eine Band­brei­te an zukunfts­ori­en­tier­ten Lösun­gen für unter­schied­lichs­te Her­aus­for­de­run­gen aus. Dazu gehö­ren intel­li­gent gestal­te­te Leuch­ten, ein Sai­son­ka­len­der für grü­nen Strom, Fer­tig­teil-Fun­da­men­te für Wind­kraft­an­la­gen, ein Pfand­stuhl sowie fort­schritt­li­che Kon­zep­te für den Wan­del der Beklei­dungs­in­dus­trie und die daten­ba­sier­te Wie­der­vernäs­sung von Moo­ren. Fünf der 14 Aus­zeich­nun­gen gehen nach Bayern!

„Wie gut oder schäd­lich ein Pro­dukt für die Umwelt ist, ent­schei­det in gro­ßen Tei­len sein Design. (…) Wie nach­hal­ti­ge Pro­duk­te oder Dienst­leis­tun­gen der Zukunft aus­se­hen kön­nen, zei­gen die Gewin­ner-Pro­jek­te des Bun­des­preis Ecode­sign bereits seit mehr als zehn Jah­ren immer wie­der. Das Zusam­men­spiel von her­aus­ra­gen­der Gestal­tung und Öko­lo­gie ist Allein­stel­lungs­merk­mal des Prei­ses. Umwelt­freund­li­che Pro­duk­te und Dienst­leis­tun­gen sind der Schlüs­sel zu nach­hal­ti­gem Kon­sum.“ sagt Bun­des­um­welt­mi­nis­te­rin Stef­fi Lem­ke, deren Minis­te­ri­um den Preis gemein­sam mit dem Umwelt­bun­des­amt und dem Inter­na­tio­na­len Design Zen­trum Ber­lin seit 2012 auslobt.

Vier Aus­zeich­nun­gen gehen nach Bayern

Im Obst- und Gemüseanbau wird großflächig mit Folientunneln gearbeitet, um Pflanzen zu schützen und die Ernteperiode zu verlängern. 2harvest integriert organische Photovoltaikzellen (OPV) und ermöglicht damit eine Doppelnutzung der landwirtschaftlichen Fläche. (Bild: © IDZ | Hélène Fontaine)
Im Obst- und Gemüseanbau wird großflächig mit Folientunneln gearbeitet, um Pflanzen zu schützen und die Ernteperiode zu verlängern. 2harvest integriert organische Photovoltaikzellen (OPV) und ermöglicht damit eine Doppelnutzung der landwirtschaftlichen Fläche. (Bild: © IDZ | Hélène Fontaine)
Der Anteil erneuerbarer Energien im Stromnetz ist stark vom Wetter und der Tageszeit abhängig. Die App PeakPick hilft, den Verbrauch an die Erzeugung durch Wind- und Solaranlagen anzupassen. (Bild: © IDZ | Sascha Greilinger)
Der Anteil erneuerbarer Energien im Stromnetz ist stark vom Wetter und der Tageszeit abhängig. Die App PeakPick hilft, den Verbrauch an die Erzeugung durch Wind- und Solaranlagen anzupassen. (Bild: © IDZ | Sascha Greilinger)

Aus­ge­zeich­net wur­den auch eini­ge Pro­jek­te von Designer:innen, Hoch­schu­len und Unter­neh­men, denen wir in beson­de­rer Wei­se ver­bun­den sind.

Bereits bei der FACH­PACK 2022 mach­te die jun­ge Desi­gne­rin Helè­ne Fon­taine (Burg Gie­bi­chen­stein Kunst­hoch­schu­le Hal­le, Sach­sen-Anhalt) mit der ein­fach zu öff­nen­den Scha­len­ver­pa­ckung i‑si von sich reden. In der Kate­go­rie Nach­wuchs wur­de sie nun für ihre OPV Gewächs­haus­fo­lie 2harvest aus­ge­zeich­net. Die lang­le­bi­ge und fle­xi­bel ver­wend­ba­re 2har­ve­st-Gewächs­haus­fo­lie aus PET besitzt inte­grier­te orga­ni­sche Pho­to­vol­ta­ik­zel­len. Damit wird eine Dop­pel­nut­zung der land­wirt­schaft­li­chen Flä­che ermög­licht, denn Ener­gie und Nah­rung kön­nen par­al­lel pro­du­ziert werden.

Auch eine Stu­die­ren­den­ar­beit der Hoch­schu­le Coburg wur­de in der Kate­go­rie Nach­wuchs aus­ge­zeich­net. Die App Peak­Pick von Sascha Grei­lin­ger ist ein Sai­son­ka­len­der für grü­nen Strom. Indem das Ein­schal­ten von Gerä­ten in einen Zeit­raum mit hohem Anteil an Ener­gie­er­zeu­gung durch Wind- und Solar­an­la­gen ver­scho­ben wird, fin­det das Prin­zip der Last­ver­schie­bung auch in Pri­vat­haus­hal­ten Anwendung.

bay­ern design Mit­glied und MCBW Spon­sor Steel­ca­se erhielt in der Kate­go­rie Pro­dukt eine Aus­zeich­nung für den Flex Perch Steh­ho­cker. Der Steel­ca­se Steh­ho­cker sei das welt­weit ers­te Möbel­stück, das mit Kunst­stoff aus dem Chem­Cy­cling-Pro­jekt von BASF her­ge­stellt wer­de. Bei die­ser Tech­nik ent­steht aus einem Abfall­strom der Elek­tronik­pro­duk­ti­on ein neu­ar­ti­ger Rohstoff.

In der­sel­ben Kate­go­rie wur­de die AYNO Leuch­ten­fa­mi­lie von Diez Office aus Mün­chen aus­ge­zeich­net. Durch Steck­ver­bin­dun­gen kön­nen LED und Tra­fo von AYNO aus­ge­tauscht wer­den, was sie zu einer der ers­ten durch Kund:innen werk­zeug­frei repa­rier­ba­ren LED Leuch­ten mache. Bereits her­ge­stellt aus recy­cel­ten Werk­stof­fen, lässt sie sich selbst leicht in drei recy­cel­ba­re Pri­mär­werk­stof­fe trennen.

Einem ganz ande­ren Pro­blem wid­me­te sich das in Nürn­berg ansäs­si­ge Unter­neh­men ball‑b. Bis­lang wur­den bei der Rat­ten­be­kämp­fung hoch­gif­ti­ge Köder oft unge­schützt in den Kanal ein­ge­hängt. Selbst in Klär­an­la­gen wer­den die­se Gift­stof­fe nur zu einem gerin­gen Teil abge­baut. Mit den Tox­Pro­tect-Köder­schutz­bo­xen kom­men die Köder nun auch bei Hoch­was­ser nicht mehr in Kon­takt mit Was­ser. So wer­den bis zu 98 % an Gift­kö­dern oder meh­re­re 100 Ton­nen in Deutsch­land ein­ge­spart und die gefähr­li­chen Stof­fe lagern sich nicht mehr in der Umwelt ab. Außer­dem: Ein cloud­ba­sier­ter Web­ser­vice ermög­licht die effi­zi­en­te Beob­ach­tung der Rat­ten­ak­ti­vi­tä­ten und macht tau­sen­de Kon­troll­be­su­che per PKW obso­let. Die Boxen wer­den lokal pro­du­ziert und kön­nen wie­der­ver­wen­det werden.

Wei­te­re Auszeichnungen

In der Kate­go­rie Nachwuchs

  • 5 TONS von Maren Klam­ser (Bau­haus-Uni­ver­si­tät Wei­mar, Thü­rin­gen) ist ein mine­ra­li­scher und recy­cling­fä­hi­ger Fest­stoff, her­ge­stellt aus Zie­gel­mehl von Mau­er­werks­bruch und rezy­klier­ter Gesteins­kör­nung aus mine­ra­li­schem Bau­schutt. Das Mate­ri­al ist die Basis eines Tro­cken­sta­pel­sys­tems für Mauerwerkssteine.
  • re:wet – peat:lab von Milan Berg­heim (wei­ßen­see kunst­hoch­schu­le ber­lin, Ber­lin) ist ein ser­vice-blue­print für die Wie­der­vernäs­sung von Moo­ren. Mit dem peat:lab erhe­ben Landwirt*innen Daten wie Gelän­de­hö­hen oder Was­ser­stän­de und spei­chern die­se in einem digi­ta­len Zwil­ling. So kön­nen Maß­nah­men zur Wie­der­vernäs­sung geplant und koor­di­niert werden.

 

In der Kate­go­rie Konzept

  • Mit der Shared Fac­to­ry von ito ito GmbH (Fir­men­sitz: Bre­men), one/one GbR (Fir­men­sitz: Bre­men) wer­den Mode­la­bel und Stri­cke­rei­en Teil einer digi­ta­len On-Demand-Design- und Pro­duk­ti­ons­platt­form für Knit­wear. Mit der SaaS-Lösung kön­nen Ent­wür­fe digi­ta­li­siert, frei ver­än­dert, erst ver­kauft und dann pro­du­ziert werden.

 

In der Kate­go­rie Service

  • reverse.supply von RS Recom­mer­ce Tech­no­lo­gies GmbH (Fir­men­sitz: Ber­lin) bie­tet mit der Recom­mer­ce-Platt­form eine effi­zi­en­te Lösung für Mode­händ­ler, ihren eige­nen Second­hand-Shop auf- oder aus­zu­bau­en und sowohl nach­hal­tig als auch wirt­schaft­lich sinn­voll mit Retou­ren, Über­hän­gen oder B‑Ware umzugehen.
  • REX von Cir­cu­form B. V. (Fir­men­sitz: De Meern, Nie­der­lan­de) mit Stu­dio Ine­ke Hans (Fir­men­sitz: Arn­hem, Nie­der­lan­de) ist der ers­te nie­der­län­di­sche Pfand­stuhl, der jeder­zeit bei den ört­li­chen Cir­cu­form-Sam­mel­stel­len gegen eine Rück­zah­lung zurück­ge­ge­ben wer­den kann. Zurück­ge­brach­te Pfand­stüh­le wer­den geprüft und gerei­nigt, bei Bedarf repa­riert und wei­ter­ver­kauft – erneut mit Pfand.

 

In der Kate­go­rie Produkt

  • HII­VE von HII­VE UG (Fir­men­sitz: Tel­tow, Bran­den­burg) bie­tet Honig­bie­nen ein natur­na­hes, art­ge­rech­tes Zuhau­se, indem es auf die Bedürf­nis­se der Tie­re ein­geht. Die Kon­struk­ti­on repli­ziert das Mikro­kli­ma einer Baum­höh­le, dem natür­li­chen Habi­tat der Bie­nen. Der modu­la­re Auf­bau gewähr­leis­tet eine ein­fa­che Reparierbarkeit.
  • V‑Locker Smart Bike Par­king Sys­tem der V‑Locker AG (Fir­men­sitz: Düben­dorf, Schweiz) mit Mey­er-Hayoz Design Engi­nee­ring AG (Fir­men­sitz: Win­ter­thur, Schweiz) ist ein auto­ma­ti­sier­tes Par­king Sys­tem, mit dem bis zu 60 Räder sicher auf einem PKW-Stell­platz auf­be­wahrt wer­den kön­nen. Dank indi­vi­du­el­ler Fas­sa­den­ge­stal­tung fügen sich die modu­la­ren Tür­me ins urba­ne Umfeld ein. Die Bedie­nung ist mit­tels Smart­phone-App intuitiv.
  • Die Wind­kraft Fer­tig­teil-Fun­da­men­te von Smart & Green Mukran Con­cre­te GmbH (Fir­men­sitz: Sass­nitz, Meck­len­burg-Vor­pom­mern) für Wind­kraft­an­la­gen bestehen aus vor­ge­fer­tig­ten Rip­pen- und Ring­ele­men­ten sowie dem Anker­korb. Sie benö­ti­gen bis zu 70 % weni­ger Beton und kön­nen mit ca. 40 Stan­dard-LKW zur Bau­stel­le gefah­ren und dort inner­halb einer Woche instal­liert werden.
  • Die X‑Change Tech­no­lo­gie der Mol­to Luce GmbH (Fir­men­sitz: Wels, Öster­reich) ermög­licht den ein­fa­chen Wech­sel einer LED-Pla­ti­ne, ohne die gesam­te Leuch­te tau­schen zu müs­sen. Der Wech­sel erfolgt mit­tels Bajo­net­te-Ver­schluss und funk­tio­niert kom­plett werkzeuglos.

Wich­tigs­ter deut­scher Preis im Bereich Design für Nachhaltigkeit

Das Bun­des­um­welt­mi­nis­te­ri­um und das Umwelt­bun­des­amt (UBA) loben den Bun­des­preis Ecode­sign seit 2012 jähr­lich gemein­sam mit dem Inter­na­tio­na­len Design Zen­trum Ber­lin aus. Der Wett­be­werb zeich­net in den vier Kate­go­rien Pro­dukt, Ser­vice, Kon­zept und Nach­wuchs her­aus­ra­gen­de Arbei­ten aus, die aus Umwelt- und Design­sicht über­zeu­gen. Er rich­tet sich an Unter­neh­men aller Grö­ßen und Bran­chen sowie Studierende.

Inno­va­ti­ons­ge­halt, Gestal­tungs­qua­li­tät und Umwelt­ei­gen­schaf­ten ste­hen bei der Bewer­tung im Vor­der­grund. Auch Aus­wir­kun­gen auf die All­tags­kul­tur und das Ver­brau­cher­ver­hal­ten wer­den berück­sich­tigt. Dabei fin­det der gesam­te Pro­dukt­le­bens­zy­klus von den Vor­stu­fen der Pro­duk­ti­on, über Fer­ti­gung, Dis­tri­bu­ti­on und Nut­zung bis hin zum „End of Life“ Beachtung.