bayern design legt Studienbericht zur Designfähigkeit im DACH-Raum vor
Dass gute Gestaltung ein wichtiger Bestandteil des Erfolgs von Unternehmen ist, steht fest: Viele Studien haben dies aufgezeigt und Best-Practices wie Apple, Tesla, dm oder Patagonia leben dies vor, jedes der Unternehmen auf seine Art. Was diese Vorbilder gemeinsam haben, ist ein Exzellenzdenken, das sich auch im Design wiederfindet: Sie wollen ihre Fähigkeit optimal entfalten und setzen alles daran, diese zu entwickeln. In erfolgreichen Unternehmen ist Designexzellenz ein entscheidender Faktor. Ihre Ausprägung ist jeweils der Strategie angepasst.
Die überaus positive Resonanz auf die letzte bayern design Studie zum Wert des Designs von Joachim Kobuss (Online, 2022) hat bayern design darin bestärkt, die Forschung über Design für die Wirtschaft weiter zu fördern und Wissen über Design und seine Wirkungsmechanismen der Wirtschaft und interessierten Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Mit Prof. Jan-Erik Baars von der Hochschule Luzern konnte jetzt auch ein internationaler Experte gewonnen werden. Er ist Autor des Designmanagement-Handbuchs „Leading Design. Design strategisch einsetzen. Wie Unternehmen das volle Potenzial entfalten!“ (München 2018).
Design ist mehr als nur schöne Oberfläche!
In einer umfassenden Studie hat Prof. Jan-Erik Baars von der Hochschule Luzern nun die Fähigkeiten im Gestalten erarbeitet und versucht zu klären, wie sich diese in einem Unternehmen optimal entfalten. Im Rahmen einer Case-Study mit den Unternehmen Miele und USM sowie einer umfassenden Online-Befragung von 57 Unternehmen entstand ein umfassendes Framework, das die Designfähigkeit erfasst und beschreibt. Das Ziel war die Erarbeitung eines Reifegradmodells, das Unternehmen dabei unterstützt, Stärken und Schwächen zu erkennen und somit ebenfalls eine Design-Exzellenz zu entwickeln.
Ausgehend von einem Konstrukt, das in einer Vorstudie aus bestehenden Modellen der Designfähigkeit abgeleitet wurde, sind eine Vielzahl von Aspekten der Designfähigkeit gesammelt worden. Angereichert wurden diese durch qualitatives Feedback aus Interviews mit Führungskräften der Unternehmen Miele und USM. In einer empirischen Studie anhand eines Online-Fragebogens wurden 18 Kriterien zur Evaluierung der Designfähigkeit abgeleitet und in ein Framework überführt.
Die Auswertung der Ergebnisse der 57 Unternehmen zeigt ein differenziertes Bild: Insgesamt wird die Fähigkeit als unzureichend bewertet, wobei die Ergebnisse für die Top und Low-Unternehmen weit auseinanderliegen. Auffallend ist, dass die Fähigkeit, Design zu planen und zu lenken, weitaus schlechter bewertet wurde als die Kompetenzen der Designschaffenden selbst. Die Design-Planung erwies sich als jene Fähigkeit, die am schlechtesten bewertet wurde. Das Management für Designaktivitäten ist als die Baustelle in den meisten Unternehmen auszumachen. Das Designmanagement wird als unterentwickelte, aber essenzielle Fähigkeit bewertet. Die Teilnehmer:innen an der Umfrage sehen diese Kompetenz eher nicht bei den Designschaffenden, sondern woanders in der Organisation. Auch zeigt sich deutlich, dass Top-Unternehmen ihre Marken und Designaktivitäten bündeln und strategisch wie operativ zusammenführen, um so ein kohärentes und konsistentes Gesamtbild zu erzeugen.
Außerdem zeigt die Studie auf, dass eine Korrelation zwischen Designfähigkeit und Unternehmenserfolg klar gegeben ist: Unternehmen mit Exzellenzdenken und entsprechendem Umgang mit Design erzielen einen deutlich höheren Kundenzuspruch und sehen sich resilienter aufgestellt. Designfähige Unternehmen können das Potenzial von geführtem Design nutzen und sich sowohl Top- als Bottom-Line-Vorteile sichern. Die Fähigkeit, Design optimal fürs Unternehmen einzusetzen, ist dabei eine, die vor allem über das Management entwickelt werden muss: Die Designschaffenden sind angehalten, ihre Expertise kontinuierlich zu verbessern und den Veränderungen anzupassen, aber nicht dergestalt, dass sie selbst die Rahmenbedingungen für ihre funktionale Rolle schaffen und kontrollieren müssen. Hier liegt eine wichtige Aufgabe des Betriebsmanagements, die momentan noch nicht wirklich aufgegriffen wird, mit Ausnahme des Markenmanagements. Letzteres noch um Aufgaben des Designmanagements zu erweitern, erscheint dem Verfasser der Studie, Prof. Jan-Erik Baars, daher ein wichtiger und zielführender Schritt in der Entwicklung der Designfähigkeit in Unternehmen.
Dank an die Partner
Partner der Studie sind die Unternehmen Miele und USM, die sich für zwei explorative Fallstudien zur Verfügung gestellt und die Studie auch finanziell unterstützt haben. Die Verbreitung des daraus entwickelten Online-Fragebogens, dessen Auswertung den wesentlichen Inhalt der Studie darstellt, beförderten neben bayern design die Designverbände designaustria, Internationales Design Zentrum Berlin (IDZ) und die Swiss Design Association (SDA). Somit fußt diese Studie auf einem breiten Panel und Partnern aus dem gesamten DACH-Raum. bayern design dankt allen Partnern, die diese Studie ermöglicht haben, und insbesondere ihrem Autor, Prof. Jan-Erik Baars, der mit seiner Projektidee auf bayern design zugegangen ist.
Save the date: Online-Präsentation
Am 22. November 2023 wird der Autor der Studie, Prof. Jan Erik Baars, die wesentlichen Ergebnisse seiner Studie in einer Online-Veranstaltung präsentieren. Die Präsentation erfolgt in Kooperation mit den Designverbänden designaustria, Internationales Design Zentrum Berlin (IDZ) und der Swiss Design Association (SDA). Die kostenfreie Veranstaltung setzt eine Anmeldung voraus. Die Anmeldung und Präsentation erfolgen über Zoom. Zur Anmeldung: Zoom-Anmeldelink Online Präsentation Studienbericht zur Designfähigkeit
Studienbericht online
Der Studienbericht und seine detaillierten Ergebnisse stehen hier als PDF zum Download zur Verfügung: Link siehe blauer Kasten oben.
Prof. Jan-Erik Baars, geb. Nov. 1964, ist Niederländer und lebt seit vielen Jahren in Deutschland. Er begann 1990 seine Laufbahn als Industrie-Designer bei Philips in den Niederlanden. Dort gestaltete er medizinische Systeme, Leuchten und Unterhaltungselektronik und war zuletzt als Designchef verantwortlich für die Sparte Kleinelektronik. In der Tätigkeit als Designer gewann er alle wichtige Designawards, darunter auch den Rotterdam Design Award 1995. 2009 wechselte er zur Telekom in Bonn als Leiter des Designmanagements. 2011 machte er sich selbstständig als Strategieberater in Kempen und berät Unternehmen in der Steigerung ihrer Effektivität durch verbesserten Einsatz von Design. Ebenfalls 2011 folgte er 2011 einem Ruf an die Hochschule Luzern Design & Kunst, wo er die Studienrichtung Designmanagement leitete. 2019 wechselte er in Luzern zur Fakultät Wirtschaft, wo er jetzt als Dozent und Forscher tätig ist. Als solcher entwickelte er den Customer Centricity Score, eine Methode, die Kundenzentrierung einer Organisation zu messen. 2018 erschien sein Buch „Leading Design“ im Vahlen Verlag. Seit 2019 ist er im Verwaltungsrat der Schweizer Designagentur Vetica AG. Von Juni 2019 bis Dezember 2021 war er Mitinhaber und Partner der Beratungsagentur Prenew. Seit Juni 2021 ist er Gesellschafter der Customer Metrics AG., ein Unternehmen, das sich auf die Messung und Entwicklung von Kundenzentrierung richtet. Seit vielen Jahren schreibt und publiziert er zu Fragestellungen rund um Design und Management auf seinem Blog designfokus.de. Mehr unter www.janerikbaars.com