12. Juni 2023

Aus­stel­lung der Gra­fik­de­si­gne­rin Pau­la Scher

„Pau­la Scher. Type is Image“ in München

Mit „Pau­la Scher. Type is Image“ zeigt Die Neue Samm­lung – The Design Muse­um die ers­te Ein­zel­aus­stel­lung der ame­ri­ka­ni­schen Gra­fik­de­si­gne­rin in Deutschland.

Pau­la Scher gilt als ein­fluss­reichs­te Gra­fik­de­si­gne­rin ihrer Gene­ra­ti­on. Seit den 1970er Jah­ren steht sie für inno­va­ti­ves und kom­pro­miss­lo­ses Design. Ihre Ent­wür­fe haben Gene­ra­tio­nen von Designer:innen geprägt. 1991 wur­de sie Part­ne­rin in der New Yor­ker Nie­der­las­sung von Pen­ta­gram. Für Ihre Arbei­ten hat sie über 100 Aus­zeich­nun­gen erhal­ten, unter ande­rem die AIGA Medal, den Natio­nal Design Award der U.S.A. sowie die Type Direc­tors Club Medal. Zuletzt wur­de sie im Jahr 2023 vom Ger­man Design Award mit dem Titel „Per­so­na­li­ty of the Year“ geehrt.

Im Zen­trum der Arbeit von Pau­la Scher (geb. 1948) steht immer die Typo­gra­fie. Sie ent­wi­ckelt Zei­chen und Buch­sta­ben, die wie Bil­der kom­mu­ni­zie­ren. Durch Form, Grö­ße, Aus­rich­tung und Far­be ver­mit­teln sie ihre Bot­schaf­ten, noch bevor sie gele­sen wer­den. So erschafft Scher Moti­ve und Erschei­nungs­bil­der, die sich unmit­tel­bar ein­prä­gen. Pau­la Schers Reper­toire an typo­gra­fi­schen For­men erscheint uner­schöpf­lich und wird oft inspi­riert durch eine lebens­lan­ge Sam­mel­lei­den­schaft ins­be­son­de­re für his­to­ri­sche und mar­gi­na­le Schrifttypen.

Mit „Type is Image“ setzt Die Neue Samm­lung ihre Tra­di­ti­on fort, bedeu­ten­de zeit­ge­nös­si­sche Designer:innen zu einer orts­spe­zi­fi­schen Instal­la­ti­on ein­zu­la­den. Pau­la Scher ist die­ser Ein­la­dung mit einer begeh­ba­ren Werk­schau gefolgt, die es dem Publi­kum ermög­licht, in ihre Welt ein­zu­tau­chen. Vom Boden über die Wän­de bis zu hän­gen­den Buch­sta­ben und Pla­ka­ten wer­den die Besucher:innen umge­ben von den Arbei­ten Pau­la Schers. Selbst die Vitri­nen wer­den von Buch­sta­ben getra­gen. Von jedem Stand­punkt aus erge­ben sich neue Per­spek­ti­ven und inter­es­san­te Zusam­men­spie­le ver­schie­de­ner Arbeiten.

In die­ser ein­zig­ar­ti­gen Raum­in­stal­la­ti­on wird das Werk Pau­la Schers auf sehr beson­de­re Wei­se erfahr­bar. Die Aus­stel­lung zeigt Auf­trags­ar­bei­ten von Schers Anfän­gen bis in die Gegen­wart. Vom Erschei­nungs­bild des Public Thea­ter in New York über die Kam­pa­gne für den Strand von Rocka­way Beach nach der Zer­stö­rung durch Hur­ri­kan San­dy 2012 bis hin zu ihren Raum- und Fas­sa­den­ge­stal­tun­gen wird das gesam­te Spek­trum von Schers Erschei­nungs­bil­dern sichtbar.

Paula Scher. Porträt. 2021. (Foto: Christopher Garcia Valle)
Paula Scher. Porträt. 2021. (Foto: Christopher Garcia Valle)
Paula Scher, The big a, Plakat 1991. © Paula Scher
Paula Scher, The big a, Plakat 1991. © Paula Scher

Dane­ben sind freie Arbei­ten zu sehen, in denen sich die Desi­gne­rin als auf­merk­sa­me, muti­ge und humor­vol­le Beob­ach­te­rin und Kom­men­ta­to­rin ihrer Zeit offen­bart. Hier­zu gehört bei­spiels­wei­se ihre Bro­schü­re zu „Nutz­lo­sen Infor­ma­tio­nen“ („use­l­ess infor­ma­ti­on“), in der sie bereits 1994 so kri­tisch wie iro­nisch auf das Über­an­ge­bot an frei ver­füg­ba­ren Rat­schlä­gen reagierte.

In gro­ßen, typo­gra­fisch gestal­te­ten Vitri­nen kön­nen die Ausstellungsbesucher:innen dem Arbeits­pro­zess der Gra­fi­ke­rin nach­spü­ren. Zum ers­ten Mal sind hier ori­gi­na­le Vor­zeich­nun­gen und Ent­wür­fe iko­nisch gewor­de­ner Gestal­tun­gen Pau­la Schers öffent­lich aus­ge­stellt, wie zum Bei­spiel die Vor­la­ge für „The Many Styl­es of Pau­la Scher“, in denen sie sich in 13 Varia­tio­nen ihres Selbst­por­träts mit weib­li­chen Typen, Ste­reo­ty­pen und Zuschrei­bun­gen auseinandersetzt.

Seit ca. 20 Jah­ren gilt ein eige­nes Inter­es­se von Pau­la Scher hand­ge­mal­ten Land­kar­ten. Auch hier liegt ein Haupt­au­gen­merk auf der Schrift. Geo­gra­fi­sche Infor­ma­tio­nen wer­den durch die Anord­nung und Form von Orts­be­zeich­nun­gen ver­mit­telt. Dabei stellt Pau­la Scher die schein­ba­re Objek­ti­vi­tät von Kar­ten in Fra­ge und zeigt gezielt unge­naue, sub­jek­ti­ve Ein­drü­cke der gezeich­ne­ten Regio­nen. Eine sol­che Kar­ten bil­det auch den Boden der Aus­stel­lung. Pau­la Scher hat sie eigens für die Prä­sen­ta­ti­on in der Neu­en Samm­lung entworfen.