22. März 2021

Abschied von Pla­gia­ri­us-Grün­der Rido Busse

Der renom­mier­te Ulmer Desi­gner Rido Bus­se ist am 12. Febru­ar 2021 im Alter von 86 Jah­ren gestorben.

Rido Bus­se hat zahl­rei­che Design­klas­si­ker geschaf­fen, die noch heu­te aktu­ell und in vie­len deut­schen Haus­hal­ten zu fin­den sind: Von der Krupps-Rühr­schüs­sel über Iso­lier­kan­nen von Rot­punkt, Mes­ser­sets von Zwil­ling und Soehn­le-Küchen­waa­gen bis hin zu Stihl Motor­sä­gen, dem Minis­pot von Osram und Heiz­kes­seln von Vaillant.

1934 in Wies­ba­den gebo­ren, stu­dier­te Rido Bus­se in Ulm mit Sti­pen­di­en der Geschwis­ter-Scholl- und der Fried­rich-Ebert-Hoch­be­gab­ten-Stif­tung Indus­trie­de­sign an der legen­dä­ren hfg, Hoch­schu­le für Gestal­tung. Sei­ne Leh­rer waren Design­grö­ßen wie Max Bill und Hans Guge­lot. Nach sei­nem Diplom grün­de­te er 1959 das Insti­tut bus­se design ulm. Gemein­sam mit sei­ner Frau Anne­gret Bus­se-Schrö­der hat er ziel­stre­big aus dem Ein-Mann-Büro ein erfolg­rei­ches Insti­tut für Kom­plet­t­ent­wick­lun­gen geschaf­fen, das heu­te 60 Mitarbeiter*innen beschäf­tigt. Anne­gret Bus­se-Schrö­der ver­un­glück­te 2002 töd­lich. Nach ihrem Tod zog sich auch Rido Bus­se schritt­wei­se aus dem ope­ra­ti­ven Geschäft zurück. Dabei leg­te er gro­ßen Wert dar­auf, dass sei­ne Design­phi­lo­so­phie in den Köp­fen und Her­zen sei­ner Mitarbeiter*innen wei­ter­lebt und sein Lebens­werk fort­ge­führt wird.

Ein Her­zens­pro­jekt von Rido Bus­se war der Pla­gia­ri­us. Empört über die plum­pe Nach­ah­mung eines von ihm design­ten Pro­duk­tes star­te­te er 1977 zunächst als Ein-Mann-Bür­ger-Initia­ti­ve und schuf den Nega­tiv­preis „Pla­gia­ri­us“, der seit­dem jähr­lich an Hersteller*innen und Händler*innen beson­ders dreis­ter Pla­gia­te und Fäl­schun­gen ver­lie­hen wird. Sein Ziel: Die skru­pel­lo­sen Geschäfts­prak­ti­ken von Pro­dukt- und Mar­ken­pi­ra­te­rie ins öffent­li­che Bewusst­sein rücken und Indus­trie, Poli­tik und Verbraucher*innen pra­xis­nah für die enor­men Schä­den und Risi­ken der oft­mals min­der­wer­ti­gen Nach­ah­mun­gen sensibilisieren.

Bei der „Plagiarius“-Trophäe bewies er sei­ne Krea­ti­vi­tät: Ein schwar­zer Zwerg mit gol­de­ner Nase – Sym­bol für die immensen Pro­fi­te, die ideen­lo­se Nach­ah­mer sprich­wört­lich auf Kos­ten von Krea­ti­ven und der Indus­trie erwirt­schaf­ten. Gleich­zei­tig war es ihm ein beson­de­res Anlie­gen, Krea­ti­ve dazu zu ermu­ti­gen ihr geis­ti­ges Eigen­tum über gewerb­li­che Schutz­rech­te abzu­si­chern, damit sie Nachahmer*innen zur Rechen­schaft zie­hen kön­nen. 2001 grün­de­te er den Ver­ein Muse­um Pla­gia­ri­us e.V. und gab der ein­zig­ar­ti­gen Pla­gia­te­samm­lung einen Ort.