Warum ohne Designkompetenz?
Deutscher Designtag kritisiert Neubesetzung des Nachhaltigkeitsrats
Bundeskanzler Olaf Scholz hat vor wenigen Tagen turnusgemäß die neue Zusammensetzung des Rats für Nachhaltige Entwicklung bekannt gegeben. Der Deutsche Designtag vermisst unter den 15 Mitgliedern des Rats eine Vertretung aus der Designbranche. Damit wurde die Chance verpasst, wirksame Kompetenzen für die notwendige Transformation der Gesellschaft zu nutzen.
Design ist Innovationstreiber
Design ist einer der wichtigsten Innovationstreiber überhaupt, weil es den einzelnen Menschen, der das Produkt, die Dienstleistung, die Information nutzt, im Blick hat. Design macht Innovationen zugänglich und attraktiv. Die Notwendigkeit, den Umgang mit Ressourcen beim Energieverbrauch, beim Konsum, beim Bau grundlegend zu verändern, ist vielfältigst von der Wissenschaft, der Politik und vielen gesellschaftlichen Gruppen formuliert: Eine umfassende gesellschaftliche Transformation ist unumgänglich. An der Umsetzung hapert es allerdings gewaltig, weil die dafür notwendigen Kompetenzen – und das sind insbesondere auch Designkompetenzen – unzureichend in Anspruch genommen werden.
Es hapert gewaltig an der Umsetzung einer umfassenden gesellschaftlichen Transformation, weil die dafür notwendigen Kompetenzen – und das sind insbesondere auch Designkompetenzen – unzureichend in Anspruch genommen werden.
Mehr Einbindung in Regierungshandeln
In seinem Positionspapier „Aufbruch in eine neue Haltung – Design und Nachhaltigkeit“ fordert der Deutsche Designtag als Dachverband der Designorganisationen in Deutschland daher Design als Transformationsdisziplin schlechthin besser in Regierungshandeln einzubinden.
Um den Klimawandel wirksam zu verhindern, sind tiefe Einschnitte in das wirtschaftliche und gesellschaftliche Leben notwendig, die weit in das Leben von allen Bürgerinnen und Bürgern hineinreichen. Das kann nur gelingen, wenn die Veränderung attraktiv genug scheint.
Verstörendes Versäumnis
Umso verstörender ist es, wenn die entsprechenden Kompetenzen nicht genutzt werden. Ressourcenschonendere Produkte sind überflüssiger Müll, wenn ihre Gestaltung nicht auf die gewünschten Nutzer:innen abgestimmt sind. Informationskampagnen verpuffen, wenn sie die anvisierte Zielgruppe auf den falschen Kanälen suchen. Bei Forderungen nach Reparaturfähigkeit von Produkten müssen Gestaltungsbedingungen bedacht werden. Design muss von Anfang an einbezogen werden, um seine Wirksamkeit auszuschöpfen. Ohne Designkompetenz werden die ambitioniertesten Ideen sich nicht durchsetzen.
„Design ist oft genug zum entscheidenden Game-Changer geworden“, hebt der Präsident des Deutschen Designtags, Boris Kochan hervor. „Es ist fahrlässig, in dieser Situation verfügbare Kompetenzen nicht zu berücksichtigen. Der Rat für Nachhaltigkeit läuft Gefahr ohne Gestaltungskraft, ohne die Transformationsmöglichkeiten aus dem Design, den Wandel nur mit halber Kraft in Angriff zu nehmen.“