6. Februar 2023

War­um ohne Designkompetenz?

Deut­scher Design­tag kri­ti­siert Neu­be­set­zung des Nachhaltigkeitsrats 

Bun­des­kanz­ler Olaf Scholz hat vor weni­gen Tagen tur­nus­ge­mäß die neue Zusam­men­set­zung des Rats für Nach­hal­ti­ge Ent­wick­lung bekannt gege­ben. Der Deut­sche Design­tag ver­misst unter den 15 Mit­glie­dern des Rats eine Ver­tre­tung aus der Design­bran­che. Damit wur­de die Chan­ce ver­passt, wirk­sa­me Kom­pe­ten­zen für die not­wen­di­ge Trans­for­ma­ti­on der Gesell­schaft zu nutzen.

Design ist Innovationstreiber

Design ist einer der wich­tigs­ten Inno­va­ti­ons­trei­ber über­haupt, weil es den ein­zel­nen Men­schen, der das Pro­dukt, die Dienst­leis­tung, die Infor­ma­ti­on nutzt, im Blick hat. Design macht Inno­va­tio­nen zugäng­lich und attrak­tiv. Die Not­wen­dig­keit, den Umgang mit Res­sour­cen beim Ener­gie­ver­brauch, beim Kon­sum, beim Bau grund­le­gend zu ver­än­dern, ist viel­fäl­tigst von der Wis­sen­schaft, der Poli­tik und vie­len gesell­schaft­li­chen Grup­pen for­mu­liert: Eine umfas­sen­de gesell­schaft­li­che Trans­for­ma­ti­on ist unum­gäng­lich. An der Umset­zung hapert es aller­dings gewal­tig, weil die dafür not­wen­di­gen Kom­pe­ten­zen – und das sind ins­be­son­de­re auch Design­kom­pe­ten­zen – unzu­rei­chend in Anspruch genom­men werden.

Es hapert gewal­tig an der Umset­zung einer umfas­sen­den gesell­schaft­li­chen Trans­for­ma­ti­on, weil die dafür not­wen­di­gen Kom­pe­ten­zen – und das sind ins­be­son­de­re auch Design­kom­pe­ten­zen – unzu­rei­chend in Anspruch genom­men werden.

Mehr Ein­bin­dung in Regierungshandeln

In sei­nem Posi­ti­ons­pa­pier „Auf­bruch in eine neue Hal­tung – Design und Nach­hal­tig­keit“ for­dert der Deut­sche Design­tag als Dach­ver­band der Desi­gn­o­r­ga­ni­sa­tio­nen in Deutsch­land daher Design als Trans­for­ma­ti­ons­dis­zi­plin schlecht­hin bes­ser in Regie­rungs­han­deln einzubinden.

Um den Kli­ma­wan­del wirk­sam zu ver­hin­dern, sind tie­fe Ein­schnit­te in das wirt­schaft­li­che und gesell­schaft­li­che Leben not­wen­dig, die weit in das Leben von allen Bür­ge­rin­nen und Bür­gern hin­ein­rei­chen. Das kann nur gelin­gen, wenn die Ver­än­de­rung attrak­tiv genug scheint.

Ver­stö­ren­des Versäumnis

Umso ver­stö­ren­der ist es, wenn die ent­spre­chen­den Kom­pe­ten­zen nicht genutzt wer­den. Res­sour­cen­scho­nen­de­re Pro­duk­te sind über­flüs­si­ger Müll, wenn ihre Gestal­tung nicht auf die gewünsch­ten Nutzer:innen abge­stimmt sind. Infor­ma­ti­ons­kam­pa­gnen ver­puf­fen, wenn sie die anvi­sier­te Ziel­grup­pe auf den fal­schen Kanä­len suchen. Bei For­de­run­gen nach Repa­ra­tur­fä­hig­keit von Pro­duk­ten müs­sen Gestal­tungs­be­din­gun­gen bedacht wer­den. Design muss von Anfang an ein­be­zo­gen wer­den, um sei­ne Wirk­sam­keit aus­zu­schöp­fen. Ohne Design­kom­pe­tenz wer­den die ambi­tio­nier­tes­ten Ideen sich nicht durchsetzen.

„Design ist oft genug zum ent­schei­den­den Game-Chan­ger gewor­den“, hebt der Prä­si­dent des Deut­schen Design­tags, Boris Kochan her­vor. „Es ist fahr­läs­sig, in die­ser Situa­ti­on ver­füg­ba­re Kom­pe­ten­zen nicht zu berück­sich­ti­gen. Der Rat für Nach­hal­tig­keit läuft Gefahr ohne Gestal­tungs­kraft, ohne die Trans­for­ma­ti­ons­mög­lich­kei­ten aus dem Design, den Wan­del nur mit hal­ber Kraft in Angriff zu nehmen.“