Die Neue Sammlung hat zur diesjährigen Ausstellung „Schmuckismus“ die renommierte, dänische Schmuckkünstlerin Karen Pontoppidan (geb. 1968) gewonnen. Als Professorin der Klasse für Schmuck und Gerät an der Akademie der Bildenden Künste in München kuratiert sie in der Pinakothek der Moderne eine Schmuckausstellung mit Werken von 30 international tätigen Künstler/innen. Darunter Werke aus vergangenen Jahren sowie eine speziell für die Münchner Ausstellung entworfene und gefertigte Arbeit. Für alle gezeigten Objekte ist die Auseinandersetzung und Hinterfragung gesellschaftlicher Phänomene charakteristisch. Pontoppidans Konzept zur Ausstellung entstand aus der tiefen Überzeugung heraus, dass die starren politischen und religiösen Ismen der heutigen Zeit einer gründlichen Hinterfragung bedürfen.
„Die Ursprünge von Schmuck gehen Hand in Hand mit der Entstehung der frühesten Zivilisationen. Anthropologen beschreiben den Ursprung von Schmuck häufig als Markierung einer spezifischen Gruppenzugehörigkeit gegenüber anderen Gemeinschaften und gleichzeitig als eine Kennzeichnung von individuellen Positionen innerhalb einer sozialen Gruppenzugehörigkeit. In beiden Fällen könnte man den Akt des Schmückens als politisch beschreiben, da es sich um einen Ausdruck von grundlegenden, gesellschaftlichen Strukturen handelt.
In der heutigen Zeit wird Schmuck oft als ein individueller Ausdruck von Persönlichkeit beschrieben. Dabei wird Schmuck der Privatsphäre zugeschrieben, statt als ein wichtiges, kulturelles Merkmal gelesen zu werden. Jedoch wird spätestens durch die Entwicklung von Queer- und Gendertheorien deutlich, dass das Aussehen des Einzelnen nicht nur als individueller Ausdruck von Persönlichkeit gelesen werden darf. Wissenschaftler weisen darauf hin, dass normative Denkstrukturen tagtäglich das Spektrum regulieren, in dem Menschen sich schmücken. Das Recht auf ein „schräges“ Erscheinungsbild ist deswegen nicht einfach etwas Individuelles, sondern etwas Politisches und zum Teil auch etwas hart Erkämpftes. Gerade diese Diskrepanz, dass Schmuck oft als privat, nicht aber als gesellschaftliches Sinnbild wahrgenommen wird, macht Schmuck zu einer großartigen Ausdrucksform, kritische Gedanken zu formulieren. In seiner Historie diente Schmuck immer wieder der Beschreibung von Gesellschaftsstrukturen, weshalb und hierauf Arbeiten entstehen konnten, die das Potenzial von Schmuck für den kritischen Diskurs betonen …“ Karen Pontoppidan
Pinakothek der Moderne, Barer Straße 40, 80333 München
Ausstellung
16.03.2019 – 16.06.2019