Die Energiewende als ästhetische Aufgabe
Nachbericht zur Präsentation im Bayerischen Wirtschaftsministerium
Im Auftrag des bayerischen Wirtschaftsministeriums hat sich ein interdisziplinäres Team damit befasst, wie der Ausbau erneuerbarer Energien vor Ort mehr Zuspruch erhalten kann.
Bayerns Wirtschaftsstaatssekretär Tobias Gotthardt betont die Bedeutung des Projekts: „Die Energiewende lässt sich nicht allein finanziell und technisch lösen. Sie ist auch eine große ästhetische und kulturelle Aufgabe. Die Struktur der Energieproduktion verändert sich, sie wird dezentraler und sichtbarer. Landschafts- und Stadtbild verändern sich. Je anschaulicher Bürgerinnen und Bürger informiert werden und je besser neue Energieanlagen mit der Landschaft harmonieren, desto schneller kommt die Energiewende voran.“
Um der Frage nachzugehen, wie sich durch neue Gestaltungsansätze die gesellschaftliche Akzeptanz gerade für Windkraft und Flächen-Photovoltaik steigern lässt, wurde das „New European Bauhaus (NEB) Living Lab“ aufgesetzt. Acht Wochen lang arbeitete das Laborteam intensiv an dieser Fragestellung. Auf der Abschlussveranstaltung präsentierten die Experteninnen und Experten aus Energieforschung, Energiewirtschaft, Landschaftsarchitektur, Design und Medienkunst ihre Ergebnisse. Ihr Ansatz setzt auf eine bessere Identifikation der Bürgerinnen und Bürger mit den Zielen der Energiewende und auf eine ästhetische Gestaltung der technischen Lösungen. Wichtig sei dabei ein intensiver sowie innovativ gestalteter Informations- und Diskussionsprozess zwischen allen Beteiligten.
„Ein konkreter erster Schritt könnten sogenannte Energie-Cubes sein. Als mobile Erfahrungsräume können sie in ganz Bayern eingesetzt werden und bieten den Bürgerinnen und Bürgern die Möglichkeit, sich interaktiv mit der Energiewende zu beschäftigen und dazu in den Austausch zu treten“, erläuterte Daniela Wohlschlager, Wissenschaftlerin an der Forschungsstelle für Energiewirtschaft (FfE) und Sprecherin des NEB-Laborteams.
Weitere Ideen sind Aktivitäten wie Festivals, Land-Art Konzepte, Energie-Landesschauen und Wettbewerbe. Bürgerinnen und Bürger sollen die Funktionen und Auswirkungen der Energiewende vor Ort erleben können. Hierfür eignen sich beispielsweise Simulationsmodelle, bei denen man interaktiv Planung und Bau von Energieprojekten erleben kann. Die Ergebnisse sind zusammengefasst in einem Manifest mit konkreten und auch bildlich dargestellten Handlungsempfehlungen.
„Die erarbeitete Ideen zeigen uns, wie wir das Thema erneuerbare Energien künftig noch besser den Personen vor Ort tragen können. Mit unseren Bayerischen Energietagen sind wir auf dem richtigen Weg. Das Laborteam hat uns für die Fortführung nochmals innovative Impulse mitgegeben. Vom 21. bis 29. September zeigen zahlreiche Akteure in Bayern, wie sie vor Ort die Energiewende voranbringen“, bewertet Staatssekretär Tobias Gotthardt die Ergebnisse.
Weiteres zum NEB Living Lab
Das Labor griff die NEB-Initiative der Europäischen Kommission zur Umsetzung des European Green Deal auf. Deren Kern ist die Schaffung einer neuen Einheit von Kultur und Technik bei der Bewältigung der großen Transformationsaufgaben unserer Zeit. Die Initiative orientiert sich an den Leitwerten Nachhaltigkeit, Inklusivität und Ästhetik und wirkt darauf hin, den Wandel in der Lebenswelt der Menschen zu verankern. Zur Anwendung kommen dabei die Denk- und Arbeitsweisen der Kultur- und Kreativwirtschaft. Das NEB Living Lab wurde koordiniert durch Dr. Henning Berthold, Bayern Innovativ, und Dr. Kilian Steiner, bayern design.
Die Abschlussveranstaltung im Bayerischen Wirtschaftsministerium fand im Rahmen des NEB-Festivals 2024 statt und beleuchtete im Rahmen einer Podiumsdiskussion neben dem NEB Living Lab auch das Münchener NEB-Leuchtturmprojekt „Creating NEBourhoods Together“ sowie die NEB Initiative selbst.
Nach einem Videogrußwort von Bayerns Wirtschaftsstaatssekretär Tobias Gotthardt erläuterte der Projektleiter Dr. Henning Berthold, stellv. Leiter Bereich „Kreativwirtschaft“, Bayern Innovativ GmbH, den Kontext des Labors. Nicole Ludwig, stellv. Referatsleitung Referat BII4 „Innovation und Bauforschung“, Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen, ging in ihrem Impuls auf die Motivation der EU-Initiative „Neues Europäisches Bauhaus“ ein und erläuterte die Aktivitäten des nationalen NEB-Kontaktpunktes. Das zweite Impulsreferat von Prof. Dr. Michael Heinrich, Leiter Institut Mensch & Ästhetik, Hochschule Coburg, stellte die Bedeutung der Ästhetik für das Gelingen der Energiewende anschaulich heraus. Nach der Präsentation der Arbeitsergebnisse durch das NEB Living Lab Laborteam schloss sich der Paneltalk zum Thema „Grüne Transformation als ästhetische Aufgabe“ mit Stefan Eckstein, Geschäftsführer, Eckstein Design + Partner / VDID; Dr. Christian Hofer, Direktor, Bayerischer Landkreistag; Prof. Dr. Oliver Mayer, Leiter Bereich „Energie und Bau“, Bayern Innovativ GmbH; Sabine Müller, Leiterin Akquise, Qair Deutschland GmbH; Christina Schepper-Bonnet, Projektleitung NEBourhoods Transition Hub, Landeshauptstadt München, Kompetenzteam Kultur- und Kreativwirtschaft und Prof. Dr. Michael Heinrich an.
Die Moderation übernahm gekonnt Nina Sonneberg.