4. Dezember 2023

Design ver­netzt und verbindet

Die Social Design Days im IHK-Maga­zin WiM

Die ers­ten Social Design Days Nürn­berg (SDD) dreh­ten sich um das Fokus­the­ma „Ange­mes­se­ne Arbeit für Alle“. Ein The­ma, dass Arbeit­ge­ben­de und Arbeit­neh­men­de zur­zeit im Zuge der Fach­kräf­te­si­che­rung glei­cher­ma­ßen bewegt.

Unter­stützt und geför­dert wur­den die SDD maß­geb­lich durch die IHK Nürn­berg für Mit­tel­fran­ken. Chris­ti­ne Moos­mann, Chef­re­dak­teu­rin des Gra­fik­ma­ga­zin und Panel­teil­neh­me­rin an den SDD blickt für das IHK-Maga­zin „WiM – Wirt­schaft in Mit­tel­fran­ken“ der IHK Nürn­berg für Mit­tel­fran­ken auf den Event zurück. Wir dan­ken für die freund­li­che Nutzungsgenehmigung.

Sym­po­si­um in Nürn­berg: Design kann dabei hel­fen, Men­schen zu ver­net­zen und krea­ti­ve neue Lösun­gen zu finden.

Autor/in: Chris­ti­ne Moosmann

Wie fin­den wir Fach­kräf­te? Wie gelin­gen Trans­for­ma­ti­ons­pro­zes­se und wie wer­den wir fit für die Zukunft? Bei den „Social Design Days“, die vom 11. bis 13. Okto­ber erst­mals in Nürn­berg statt­fan­den, wur­den vie­le für Unter­neh­men drän­gen­de Fra­gen ange­spro­chen. Noch wich­ti­ger: Es wur­den mit Hil­fe von Design-Metho­den kon­kre­te Lösun­gen erar­bei­tet, die sich sofort umset­zen las­sen. Die Tagung im Neu­en Muse­um Nürn­berg wur­de von der Bay­ern Design GmbH – dem inter­na­tio­na­len Kom­pe­tenz­zen­trum für Gestal­tung des Frei­staa­tes Bay­ern mit Stand­or­ten in Nürn­berg und Mün­chen – ver­an­stal­tet und von der IHK Nürn­berg für Mit­tel­fran­ken unterstützt.

Bei vie­len Unter­neh­men herr­sche der­zeit gro­ße Frus­tra­ti­on, sag­te Clau­dia Weber, Geschäfts­füh­re­rin der Deinzer­con­sult GmbH in Nürn­berg: Sie fän­den nur schwer geeig­ne­te Mit­ar­bei­ter oder wüss­ten nicht, wer die Fir­ma über­nimmt. Als Gesell­schaf­te­rin in einem Betrieb für Metall­ver­ar­bei­tung, weiß sie, wovon sie spricht, und war umso mehr über­rascht von den Lösungs­an­sät­zen, die bei den „Social Design Days“ erar­bei­tet wur­den: „Nor­ma­ler­wei­se den­ke ich bei Design eher an die anspre­chen­de Gestal­tung von Pro­duk­ten. Ich habe unter­schätzt, wie Design bei Din­gen, die nicht greif­bar sind, also zum Bei­spiel der Arbeits­welt, Nut­zen bringt und die Arbeits­er­geb­nis­se enorm verbessert.“

Wie Clau­dia Weber dürf­te es vie­len gehen. Design macht Din­ge hübsch und funk­tio­nal, so den­ken die meis­ten. Doch Design kann auch Pro­zes­se lei­ten, Men­schen mit­ein­an­der ins Gespräch brin­gen und sie mit Krea­tiv­stra­te­gien befä­hi­gen, auf neue Lösun­gen und Ideen zu kom­men. Das Beson­de­re an der Design-Per­spek­ti­ve ist, dass sie zwar immer lösungs­ori­en­tiert ist, aber ergeb­nis­of­fen. Man lernt also, ande­re Blick­win­kel ein­zu­neh­men und Neu­es aus­zu­pro­bie­ren. Wer mit Design-Metho­den an Pro­ble­me her­an­geht, fin­det oft über­ra­schen­de Lösun­gen. Das kann beson­ders wert­voll sein, wenn man merkt, dass die bis­he­ri­gen Stra­te­gien nicht mehr funktionieren.

Genau hier setz­ten die „Social Design Days“ an: Ziel war es, Wis­sen zu ver­mit­teln, loka­le Ent­schei­dungs­trä­ger zu akti­vie­ren und sie zum Mit­ma­chen anzu­re­gen. Das Mot­to in die­sem Jahr ori­en­tier­te sich an den „Sus­tainable Deve­lo­p­ment Goals“ der UN und lau­te­te „Ange­mes­se­ne Arbeit für alle“. Ein Work­shop war des­halb der „Arbeits­welt einer jun­gen Gene­ra­ti­on“ gewid­met. Dort wur­de gefragt, was für die soge­nann­te Gene­ra­ti­on Z wich­tig ist und wie Unter­neh­men ein Umfeld schaf­fen kön­nen, das für jun­ge Arbeit­neh­me­rin­nen und Arbeit­neh­mer attrak­tiv ist. In einem wei­te­ren Work­shop wur­den Ansät­ze ent­wi­ckelt, wie man durch das eige­ne Tun posi­ti­ve Ver­än­de­run­gen in der Gesell­schaft bewir­ken kann. Bei­de Arbeits­krei­se fan­den in den Räu­men der Agen­tur Krie­ger des Lichts statt. Für Jung­un­ter­neh­mer Juli­an Krei­sel­mey­er, der in drit­ter Gene­ra­ti­on die Fir­ma Krei­sel­mey­er Umform­tech­nik GmbH & Co KG in Nürn­berg mit­lei­tet, war es wich­tig, ein­mal aus der eige­nen Bla­se her­aus­zu­kom­men: „Bei den Work­shops habe ich auch viel über Grup­pen­lei­tung gelernt. Wenn man fest­steckt, heißt es sonst oft, das bringt doch nichts. Hier wur­den wir durch die Mode­ra­ti­on immer wie­der ani­miert, auf­zu­ste­hen und wei­ter­zu­ma­chen. So sind wir in kur­zer Zeit zu vie­len guten Ergeb­nis­sen gekommen.“

Kon­kre­te Anwen­dun­gen von Social Design

Über ein­ein­halb Tage hin­weg ver­sam­mel­ten sich Inter­es­sier­te zudem bei einem „Design Jam“. Dafür konn­ten Unter­neh­men und Insti­tu­tio­nen im Vor­feld The­men ein­rei­chen, für die sie Lösun­gen such­ten. Die Bun­des­agen­tur für Arbeit woll­te bei­spiels­wei­se wis­sen, wie sie Arbeit­neh­mer und Arbeit­ge­ber auf die Berufs­fel­der der Zukunft vor­be­rei­ten kann. Im Rah­men des „Design Jams“ ent­stand hier das „Job-Tasting“ – eine Platt­form, die Men­schen auf­grund ihrer Soft-Skills die Mög­lich­keit gibt, neue und bis­her viel­leicht noch unbe­kann­te Berufs­fel­der auszuprobieren.

„Wir beob­ach­ten immer wie­der, dass Unter­neh­men ver­su­chen, ihre Pro­ble­me zu lösen, indem sie neue Soft­ware kau­fen“, sag­te Clau­dia Weber. Aber es wer­de dar­über ver­ges­sen, mit den Men­schen in Kon­takt zu tre­ten. Gera­de die stil­len Stim­men wür­den oft über­hört. Sie sei­en aber oft die Men­schen, die Fir­men ope­ra­tiv am Lau­fen hal­ten. Im „Design Jam“ woll­te man her­aus­fin­den, wie man die­sen „stil­len Stim­men“ in den Unter­neh­men Gehör ver­schaf­fen kann. Als Lösung wur­de „Der Ent­schei­dungs­weg“ erar­bei­tet: Dabei han­delt es sich um einen Par­cours, der Per­so­nal­ver­ant­wort­li­che dabei unter­stützt, unter­schied­li­che Per­spek­ti­ven ein­zu­neh­men und ganz­heit­li­che Ent­schei­dun­gen zu tref­fen. Eine wei­te­re Arbeits­grup­pe des „Design Jams“ beschäf­tig­te sich mit die­sen Fra­gen: Wie kann man jun­gen Leu­ten zei­gen, dass Unter­neh­mens­füh­rung Spaß macht, und wie moti­viert man sie, den elter­li­chen Betrieb viel­leicht doch zu über­neh­men? Erar­bei­tet wur­de dafür der Lösungs­an­satz „Beau­tiful Eco­no­my“: Die­ses „Fes­ti­val für Trans­for­ma­ti­on“ soll dazu ermu­ti­gen, Erfah­run­gen aus der Pra­xis zu tei­len. Das kann bei­spiels­wei­se wert­voll sein, wenn es Gene­ra­tio­nen­kon­flik­te oder Unei­nig­keit bei Fra­gen der Diver­si­tät in Fami­li­en­un­ter­neh­men gibt. Ziel ist es dabei, mit soge­nann­ten Sha­ring- und Open-Source-Ansät­zen für eine grö­ße­re Akzep­tanz von Ver­än­de­run­gen zu sorgen.

Am drit­ten Tag der „Social Design Days“ stand ein Sym­po­si­um auf dem Pro­gramm mit Impuls­vor­trä­gen zum The­ma „Social Design“ und zwei Panels, bei denen Fach­leu­te aus dem Design­be­reich enga­giert mit Unter­neh­me­rin­nen und Unter­neh­mern dis­ku­tier­ten. Es ging um die Fra­ge, wie Design als Kata­ly­sa­tor für den Kul­tur­wan­del in Fir­men die­nen kann, und um „Netz­wer­ke der Zukunft“. Außer­dem wur­de auf der Tagung erst­mals der „IHK-Inno­va­ti­ons­preis Fach­kräf­te“ ver­lie­hen, der anhand von Bei­spie­len aus der Pra­xis zeig­te, was Unter­neh­men bei der Fach­kräf­te­si­che­rung tun kön­nen (sie­he Arti­kel Sei­te 20).

Clau­dia Weber zog nach der Tagung die­ses Fazit: „Allei­ne durch die Welt zu gehen, das wird in Zukunft nicht mehr gehen.“ For­ma­te wie die „Social Design Days“ könn­ten ein Schritt sein, um sich zusam­men­zu­schlie­ßen, zu ver­net­zen und gegen­sei­tig zu unter­stüt­zen. Über­rascht hat die Unter­neh­me­rin vor allem dies: „Mir war nicht bewusst, wie viel Design bewir­ken kann und wie posi­tiv es die Stim­mung ver­än­dert. Design ist ein Boos­ter.“ Auch Juli­an Krei­sel­mey­er wird wie­der kom­men, denn der Aus­tausch war auch für ihn ein Ansporn, Din­ge in Zukunft anders anzu­ge­hen: „Für uns klei­ne und mitt­le­re Unter­neh­men ist es wich­tig, Anrei­ze für die Jugend zu schaf­fen und unse­re Außen­wir­kung zu opti­mie­ren. Nach mei­ner Rück­kehr habe ich als ers­tes mei­nen Vater gefragt, ob er bereit für Ver­än­de­rung ist.“

Laut Chris­ti­an Fay­ek aus dem Orga­ni­sa­ti­ons­team von Bay­ern Design sind nach dem Sym­po­si­um vie­le Besu­cher auf ihn zuge­kom­men, um nach einer Fol­ge­ver­an­stal­tung im kom­men­den Jahr zu fra­gen. Unter wel­chem Mot­to die „Social Design Days 2024“ statt­fin­den wer­den, steht noch nicht fest. Sie sol­len aber wie­der eine Gele­gen­heit geben, um sich zu ver­net­zen und auf krea­ti­ve Art Pro­ble­me zu lösen.