100 Jah­re Bau­haus – 100 Jah­re Bau­en gegen die Wohnungsnot

Vor­trag

Vor­trag von Dr. phil. Andrej Holm, Sozi­al­wis­sen­schaft­ler mit den The­men­schwer- punk­ten Stadt­er­neue­rung, Gen­tri­fi­zie­rung und Woh­nungs­po­li­tik an der Hum­boldt-Uni­ver­si­tät zu Ber­lin (HU)

Die Woh­nungs­bau­pro­jek­te des Bau­hau­ses kön­nen als Teil der woh­nungs­po­li­ti­schen Refor­men in der Zeit der Wei­ma­rer Repu­blik ver­stan­den wer­den. Sie ver­ban­den neue Wege des Pla­nens, der archi­tek­to­ni­schen Gestal­tung und des Bau­ens mit den sozi­al­po­li­ti­schen Zie­len der Woh­nungs­re­form und den wirt­schaft­li­chen Prin­zi­pi­en der Gemein­wirt­schaft. Ein Rück­blick auf die Geschich­te von 100 Jah­ren Bau­haus ist des­halb auch immer ein Blick nach vorn.

Vie­le Städ­te stan­den in den 1920er Jah­ren vor der Auf­ga­be, Ant­wor­ten auf Woh­nungs­not, Woh­nungs­elend und Immo­bi­li­en­spe­ku­la­ti­on zu fin­den. Neben den Instru­men­ten der Wohn­raum­ra­tio­nie­rung, ‑len­kung und ‑ver­tei­lung und stren­gen miet­recht­li­chen Ein­grif­fen in den Woh­nungs­markt setz­te die Woh­nungs­po­li­tik der Wei­ma­rer Repu­blik auch auf den gemein­nüt­zi­gen Wohnungsbau.

Die woh­nungs­po­li­ti­schen Stra­te­gien der 1920er Jah­re ziel­ten auf eine Woh­nungs­ver­sor­gung in öffent­li­cher Ver­ant­wor­tung und die Ablö­sung der gewinn­ori­en­tier­ten Woh­nungs­wirt­schaft. Die sozia­le Woh­nungs­po­li­tik wur­de als fes­ter Bestand­teil von all­ge­mei­nen gesell­schaft­li­chen Ver­än­de­run­gen ange­se­hen und war sowohl in den For­men (Bau­haus, Neu­es Bau­en) als auch hin­sicht­lich der maß­geb­li­chen Akteu­re eng mit den Eman­zi­pa­ti­ons­be­stre­bun­gen der Arbei­ter­be­we­gung ver­bun­den. Ein Groß­teil der neu­en Woh­nun­gen wur­de von gemein­nüt­zi­gen Woh­nungs­un­ter­neh­men errich­tet, die ihre Stra­te­gien der Woh­nungs­be­wirt­schaf­tung am sozia­len Bedarf und nicht an Gewinn­in­ter­es­sen ori­en­tier­ten. Am Bau betei­ligt waren die gemein­wirt­schaft­li­chen Bau­hüt­ten, die in ihren Hoch­zei­ten alle für den Neu­bau not­wen­di­gen Gewer­ke abdeck­ten. Bei­spie­le wie die von Bru­no Taut geplan­te Huf­ei­sen­sied­lung in Ber­lin zei­gen exem­pla­risch die Ver­bin­dung auf, die das Bau­haus, gemein­wirt­schaft­li­che Bau­pro­duk­ti­on und gemein­nüt­zi­ge Wohn­bau­trä­ger ein­ge­gan­gen sind.

100 Jah­re Bau­haus bie­ten somit nicht nur Anlass zu Erin­ne­rung und Wür­di­gung einer Bauepo­che, son­dern auch his­to­ri­sche Anre­gun­gen zur Lösung aktu­el­ler Her­aus­for­de­run­gen im Bereich der Woh­nungs­ver­sor­gung und Stadtentwicklung.

Ein­tritt: 3,– Euro

Die Werk­bund Werk­statt Nürn­berg e.V. (WWN) betei­ligt sich mit einer eige­nen Vor­trags­rei­he zu fünf gesell­schafts­re­le­van­ten The­men an den Fest­lich­kei­ten zum hun­dert­jäh­ri­gen Grün­dungs­ju­bi­lä­um des Bau­hau­ses (Wei­mar). In Koope­ra­ti­on mit fünf bedeu­ten­den Kul­tur­ein­rich­tun­gen in Nürn­berg wird es Vor­trä­ge und Dis­kus­sio­nen über die Wir­kungs­ge­schich­te des Bau­haus-Kon­zep­tes geben. Die WWN knüpft mit ihrem beson­de­ren Bil­dungs­kon­zept, den Ange­bo­ten des Werk­statt­jah­res für jun­ge Erwach­se­ne und des Werk­statt­se­mes­ters für Älte­re, an eini­ge wich­ti­ge Punk­te der Bau­haus-Leh­re und ‑Päd­ago­gik an. Die Bau­haus-Idee ist aktu­el­ler denn je und könn­te im Zusam­men­hang heu­ti­ger gesell­schaft­li­cher und bil­dungs­po­li­ti­scher Fra­gen eini­ge Ant­wor­ten geben.