21. Oktober 2024

Wo die wil­den Stri­che wohnen

Aus­stel­lung in Der Neu­en Sammlung

Die Aus­stel­lung „Wo die wil­den Stri­che woh­nen
. Bücher und Illus­tra­tio­nen für Kin­der“ in der Neu­en Samm­lung in Mün­chen ist eröffnet!

Kin­der­bü­cher fas­zi­nie­ren Kin­der und Erwach­se­ne glei­cher­ma­ßen. Die Aus­stel­lung prä­sen­tiert über 170 illus­trier­te Bücher aus über 25 Län­dern und spannt einen his­to­ri­schen Bogen von 1870 bis in die Gegen­wart. Dem Fokus eines Design­mu­se­ums ent­spre­chend, stellt sie nicht die Erzäh­lun­gen in den Mit­tel­punkt, son­dern die Gestal­tung der Bücher.

Mei­len­stei­ne und didak­ti­sche Angebote

Der Rund­gang ist in zwei Tei­le mit jeweils vier Kapi­teln geteilt. Den Auf­takt bil­den die um 1900 ent­stan­de­nen Spiel­bil­der­bü­cher von Lothar Meg­gen­dor­fer. Sei­ne Auf­stell­bü­cher, wie der Inter­na­tio­na­le Cir­cus oder Das Pup­pen­haus, setz­ten um 1900 völ­lig neue Maß­stä­be, indem sie Kin­der­buch und Spiel­zeug in einem Objekt zusam­men­führ­ten. Über Mei­len­stei­ne der Kin­der­buch­ge­stal­tung wie Jean de Brun­hoffs Ele­fan­ten Bab­ar (1933), der das groß­for­ma­ti­ge, far­bi­ge Bil­der­buch ein­führ­te, oder Ray­mond Briggs Father Christ­mas (1973), der sich durch hori­zon­ta­le Strei­fen schlech­ten Wet­ters kämp­fen muss, führt die Aus­stel­lung die Besucher*innen in die Gegen­wart. Hier wer­den Höhe­punk­te des inter­na­tio­na­len, zeit­ge­nös­si­schen Kin­der­buchs gezeigt, des­sen gestal­te­ri­sche und sti­lis­ti­sche Viel­falt als Zeug­nis eines gegen­wär­ti­gen gol­de­nen Zeit­al­ters des Kin­der­buchs ange­se­hen wer­den kann.

Der zwei­te Teil der Aus­stel­lung stellt vier ver­schie­de­ne Prin­zi­pi­en und Merk­ma­le in den Fokus. Die ers­te Grup­pe von Vitri­nen zeigt Bei­spie­le des geziel­ten Ein­sat­zes von Far­be, von ihrer Abwe­sen­heit im Schwarz­weiß über das Spiel mit drei Far­ben und Pri­mär­far­ben bis hin zur Farb­ex­plo­si­on. Unter der Über­schrift Zei­chen wid­met sich die zwei­te Grup­pe Büchern, in denen Schrift, Zah­len oder ganz bestimm­te For­men, wie bei­spiels­wei­se Punk­te oder Qua­dra­te, zum Gestal­tungs­prin­zip erho­ben sind. Die drit­te Grup­pe mit der Über­schrift Per­spek­ti­ve stellt Kin­der­bü­cher neben­ein­an­der, die aus gewohn­ten Seh­ge­wohn­hei­ten aus­bre­chen, sei es, dass sie aus der Per­spek­ti­ve von Zwer­gen oder Rie­sen erzäh­len, sei es, dass sie den Blick wei­ten und aus der Vogel­per­spek­ti­ve auf die Welt schau­en oder aber aus­schnitt­haft ganz nah an ihre Prot­ago­nis­ten her­an­ge­hen. Den Abschluss bil­det das The­ma Raum, in dem Bei­spie­le gezeigt wer­den, die sich nicht mit der fla­chen Sei­te begnü­gen, son­dern in die drit­te Dimen­si­on stre­ben. Das Spek­trum reicht von der durch­bro­che­nen Sei­te, über Klapp- und Lege­bü­cher bis hin zum Pop-Up-Buch.

Inter­ak­ti­ve Ausstellungsarchitektur

Die inter­ak­ti­ve Aus­stel­lungs­ar­chi­tek­tur von Cari­na Deuschl greift den Titel der Aus­stel­lung auf und prä­sen­tiert die Expo­na­te in häu­ser­för­mi­gen Schrän­ken, in denen die Bücher „woh­nen“. Die­se ver­ti­ka­le Prä­sen­ta­ti­on erfüllt zwei Zwe­cke: Sie bie­tet Besucher*innen aller Alters­stu­fen und Kör­per­grö­ßen frei­en Blick auf die Bücher. Gleich­zei­tig schüt­zen die Türen sie vor Licht­ein­fall. Sitz­bän­ke und Lese­pul­te laden die Besucher*innen dar­über hin­aus dazu ein, aus­ge­wähl­te Bücher in vol­ler Län­ge zu entdecken.

Groß­for­ma­ti­ge Wand­zeich­nun­gen und ani­mier­te Kurzfilme

Ins Bild gesetzt und kom­men­tiert wer­den alle Aus­stel­lungs­the­men durch die Wand­zeich­nun­gen, die Chris­toph Nie­mann eigens für die Aus­stel­lung ent­wor­fen hat. Den Aus­stel­lungs­ti­tel auf­grei­fend, spielt er in sei­nen Dar­stel­lun­gen mit dem Mit- und Gegen­ein­an­der von Linie und Flä­che. Nie­manns Zeich­nun­gen auf der Balus­tra­de des Rau­mes bil­den gleich­zei­tig das Leit­sys­tem zu den The­men­grup­pen der Ausstellung.

Sechs ani­mier­te Kurz­fil­me knüp­fen an Gestal­tungs­an­sät­ze aus­ge­stell­ter Bücher an und füh­ren die­se in neu­en, eigen­stän­di­gen Bil­der­zäh­lun­gen wei­ter. Sie wur­den von Stu­die­ren­den der Müns­ter School of Design der Fach­hoch­schu­le Müns­ter, betreut von Prof. Hen­ning Tietz, spe­zi­ell für die Aus­stel­lung entwickelt.Zur Aus­stel­lung erscheint ein von Aria­ne Spa­ni­er gestal­te­ter Kata­log im Ver­lag der Buch­hand­lung Walt­her und Franz König. Er gibt mit über 400 Abbil­dun­gen einen Ein­blick, der über die aus­ge­stell­ten Sei­ten der Bücher hin­aus­geht und durch Tex­te inter­na­tio­na­ler Expert*innen auf dem Gebiet der Kin­der­buch­for­schung ergänzt wird.

Mit die­ser Aus­stel­lung, die ein The­ma aus den Grün­dungs­jah­ren des Muse­ums auf­greift, ver­weist Die Neue Samm­lung schon jetzt auf ihr hun­dert­jäh­ri­ges Muse­ums­ju­bi­lä­um 2025/2026. Die Aus­stel­lung läuft bis zum 26. Janu­ar 2025.

Kura­to­rin der Aus­stel­lung: Caro­li­ne Fuchs

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