Die Journalistin Sonja Pham hat sich im Vorfeld der Social Design Days Nürnberg umgehört: Bei den Speaker:innen unserer Best-Cases und bei unseren beiden Moderatorinnen. Was die Designer:innen und Unternehmer:innen eint: Das Bewusstsein für die gesellschaftliche Verantwortung, die mit ihren Tätigkeiten kommt – und die zu tragen sie alle bereit sind. In zwei Panels wird am 24. Oktober 2025 in der IHK Nürnberg für Mittelfranken diskutiert, wie soziale Innovationen zur Stärkung von Gemeinschaften beitragen und wie es gelingen kann, Menschen zu deren aktiven Gestalter:innen zu machen.
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Katja Meinecke-Meurer macht Wissen für alle zugänglich – besonders für die Jüngsten. Als Geschäftsführerin des Tessloff Verlags (»WAS IST WAS«) betrachtet sie die Welt aus der Perspektive der Kinder und gibt ihnen in der Öffentlichkeit eine Stimme.
Ihren »unternehmerischen Auftrag« beschreibt Katja Meinecke-Meurer so, dass sie »die Welt immer auch aus der Perspektive der Kinder betrachte und ihnen in der Öffentlichkeit eine Stimme gebe.« Mit dieser klaren Mission führt sie seit 2017 den Tessloff Verlag in Nürnberg – das Traditionshaus hinter der weltbekannten »WAS IST WAS«-Reihe, die seit Generationen Millionen von Kindern und natürlich auch ihren Eltern komplexe Themen verständlich macht. Doch was bedeutet es in unserer Zeit, Wissen wirklich für alle zugänglich zu machen? Meinecke-Meurer steht vor der Herausforderung, in einer zunehmend polarisierten Gesellschaft Brücken zu bauen – zwischen verschiedenen Bildungsschichten, kulturellen Hintergründen und Weltanschauungen. Unter ihrer Führung hat sich der Tessloff Verlag zu einem Labor für demokratische Wissensvermittlung entwickelt.
Ihre Vision ist ganzheitlich: »Wer von uns möchte nicht in einem fairen Umfeld arbeiten? Und wer möchte nicht, dass die nachfolgenden Generationen in einer gesunden Lebensumgebung aufwachsen?« Für Meinecke-Meurer ist Nachhaltigkeit nicht nur ein ökologisches, sondern vor allem ein soziales Thema. »Die Zeit von Unternehmensstrategien, die auf kurzfristige Erfolge ausgelegt sind, ist vorbei«, erklärt sie und meint damit auch die Verantwortung von Verlagen für die Zukunft der nächsten Generationen.
Was bedeutet Social Design für einen Kinderbuchverlag? »Gestaltung macht einen Unterschied, wenn sie Menschen mitdenkt, die sonst leicht übersehen werden«, erklärt Meinecke-Meurer. »Für uns bedeutet das, Kindern den Zugang zu ermöglichen – zu Themen, die relevant sind, zu Sprache, die sie erreicht, und zu einer Welt, an der sie aktiv teilhaben können. Gute Gestaltung eröffnet Spielräume und macht Mut, sich selbst als Teil der Gesellschaft zu erleben.« Dieser Ansatz ist radikal inklusiv: Wie erklärt man Klimawandel, ohne zu moralisieren? Wie macht man Vielfalt sichtbar, ohne zu kategorisieren? Wie schafft man Bücher, die nicht nur bildungsbürgerliche Haushalte erreichen? »Als Kindersachbuchverlag machen wir Kinder stark für die Zukunft, fördern ihre Neugier und helfen ihnen, ihre Welt zu verstehen. Was uns antreibt: Inhalte und Formate auf Kinderaugenhöhe, die nicht nur Wissen vermitteln, sondern Charaktere stärken.«
Der Verlag arbeitet heute mit wissenschaftsbasierten Analysemodellen zur Messung der Klimawirkung und hat eine umfassende Nachhaltigkeitsstrategie entwickelt – nicht als Marketing-Gag, sondern aus einer klaren Haltung heraus: »Nachhaltigkeit ist kein Projekt, sondern muss übergreifend über das gesamte Unternehmen (und die komplette Unternehmenskultur) hinweg betrachtet und implementiert werden.« Meinecke-Meurer war maßgeblich an der Entwicklung des Branchenleitfadens Nachhaltigkeit für Verlage beteiligt, einem Werkzeug, das besonders kleinen und mittleren Verlagen den Einstieg in nachhaltige Unternehmensführung erleichtert. »Der Weg ist das Ziel!« ist dabei ihre Devise: »Einfach anfangen, ins Tun kommen und Erfahrungen sammeln.«
Bei den Social Design Days, die sie als Sprecherin bereichert wird, freut sie sich besonders »auf den Austausch mit Menschen, die die Zukunft kooperativ gestalten wollen – denn nur so wird es funktionieren.« Ihre These: Echte Teilhabe beginnt mit dem Zugang zu Wissen – und der muss für alle gelten, besonders für die Jüngsten, die unsere Zukunft gestalten werden.
Als Architekt der Initiative »Halle für alle« plant Benedikt Buchmüller nicht über Menschen hinweg, sondern gemeinsam mit ihnen. So schafft er Räume, die wirklich allen gehören, durch radikal partizipative Prozesse, in denen verschiedene Nutzer:innen ihre Bedürfnisse einbringen.
Ein Raum ist nie neutral. Er lädt ein oder schließt aus, schafft Begegnung oder verhindert sie. Benedikt Buchmüller hat diese Erkenntnis zum Fundament seiner architektonischen Praxis gemacht. Als Architekt der Initiative »Halle für alle« verwandelt er die uralte Frage »Wem gehört die Stadt?« in konkrete bauliche Antworten. »Halle für alle« ist dabei mehr als ein Bauprojekt – es ist ein gesellschaftliches Experiment. In einer Zeit, in der öffentliche Räume immer stärker kommerzialisiert und private Räume immer exklusiver werden, schafft Buchmüller Orte, die bewusst allen gehören. Doch wie plant man einen Raum für die sogenannten »alle«, wer soll das überhaupt sein? Und wie vermeidet man, dass gut gemeinte Inklusion zur bevormundenden Fürsorge wird?
Buchmüllers Ansatz ist radikal partizipativ: Statt über Menschen hinweg zu planen, plant er mit ihnen, seine Bauprozesse werden dabei zu Demokratie-Workshops, in denen Nutzer:innen verschiedenster Hintergründe ihre Bedürfnisse artikulieren und in die Gestaltung einbringen. Dabei geht es nicht um Kompromisse, die allen gerecht werden sollen, sondern um neue Raumkonzepte, die Unterschiedlichkeit als Ressource begreifen.
Seine Erfahrung spricht eine klare Sprache: »Persönlich habe ich in vielen Projekten die Erfahrung gemacht, dass gemeinschaftlich gestaltete partizipative Projektideen besser angenommen werden und mehr Beteiligung stattfindet als bei top down Ideen.« Doch dieser Ansatz fordert auch die Gestalter:innen selbst heraus. »Beruflich konnte ich da aber auch immer wieder feststellen, dass man als beruflicher Gestalter auch mal loslassen muss und Gruppenakteuren Freiräume einräumen muss«, erklärt Buchmüller. Das bedeutet: Der Architekt wird vom alleinigen Autor zum Moderator und Ermöglicher.
Dabei entwickeln sich die besten Konzepte oft erst im Prozess selbst: »Viele Konzepte entwickeln sich auch erst bei der gemeinsamen Gestaltung, man startet mit einer Idee und im gemeinschaftlichen Gestaltungsprozess entsteht dann ein der Gruppe angepasstes Konzept.«
Die soziale Innovation liegt in der Methode: Partizipative Architektur bedeutet nicht nur, Menschen zu fragen, was sie wollen, sondern Planungsprozesse so zu gestalten, dass auch diejenigen gehört werden, die normalerweise nicht zu Wort kommen. Buchmüller entwickelt Formate, die Sprachbarrieren überwinden, ökonomische Unterschiede ausgleichen und verschiedene Formen des Wissens – vom Expertenwissen bis zur Alltagserfahrung – gleichberechtigt einbeziehen.
Auf die Social Design Days freut er sich besonders »auf den fachlichen und interdisziplinären Austausch mit Kulturdesignschaffenden« – denn partizipative Ansätze leben vom Austausch über Disziplingrenzen hinweg. Bei den Social Design Days wird er zeigen, wie Architektur zum Instrument für Gemeinschaftsbildung wird – und warum der Weg zum inklusiven Raum genauso wichtig ist wie das Ergebnis.
Johannes Ehrnsperger beweist seit über 30 Jahren: Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit verstärken sich gegenseitig. Die Neumarkter Lammsbräu ist ein Experimentierfeld für partizipative Wirtschaft – ein Ökosystem, in dem Landwirt:innen, Mitarbeiter:innen und Kund:innen gemeinsam nachhaltige Lösungen entwickeln.
Seit über drei Jahrzehnten beweist Johannes Ehrnsperger eine These, die lange als naiv galt: Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit sind nicht nur vereinbar – sie verstärken sich gegenseitig. Als Mitglied der Geschäftsleitung der Neumarkter Lammsbräu hat er das oberpfälzische Familienunternehmen zu einem der innovativsten nachhaltigen Betriebe Deutschlands gemacht.
Doch Ehrnspergers Vision geht weit über Bio-Bier hinaus. Die Neumarkter Lammsbräu ist heute ein Experimentierfeld für partizipative Wirtschaft: Ein Unternehmen, das seine Stakeholder – von Landwirt:innen über Mitarbeiter:innen bis zu Kund:innen – systematisch in Entscheidungsprozesse einbezieht. Das Ergebnis ist ein Geschäftsmodell, das sozialen und ökologischen Impact nicht als Kostenfaktor betrachtet, sondern als Innovationstreiber.
»Fürsorglich« – ein Wert als Handlungsprinzip: Was bedeutet soziale Innovation konkret? Für Ehrnsperger ist die Antwort in den Unternehmenswerten verankert: »›Fürsorglich‹, als einer unserer Unternehmenswerte, ist bei uns für soziale Innovation besonders handlungsleitend. So übernehmen wir auf immer wieder neue Weise Verantwortung für Mensch und Natur.« Dieser Ansatz ist nicht statisch, sondern lebendig – er fordert das Unternehmen heraus, kontinuierlich neue Wege zu finden, um Verantwortung zu übernehmen.
Die Zahlen sprechen für sich: kontinuierliches Wachstum bei stetig verbesserter Ökobilanz, eine Mitarbeiter:innenzufriedenheit weit über dem Branchendurchschnitt und Partnerschaften mit über 100 biologisch wirtschaftenden Betrieben in der Region. Doch wie funktioniert partizipative Ökonomie konkret? Wie bindet man verschiedene Interessensgruppen ein, ohne handlungsunfähig zu werden? Und wie schafft man es, dass alle Beteiligten von nachhaltigen Innovationen profitieren?
Ehrnspergers Methode ist systematisch: Durch transparente Kommunikation, faire Preisgestaltung und langfristige Partnerschaften entsteht ein Ökosystem, in dem alle Akteure ein Interesse an nachhaltigen Lösungen haben. Landwirt:innen erhalten nicht nur faire Preise, sondern werden auch bei der Umstellung auf biologische Wirtschaft unterstützt. Mitarbeiter:innen sind nicht nur Angestellte, sondern Mitgestalter:innen der Unternehmensentwicklung.
Auf die Social Design Days freut sich Ehrnsperger besonders: »Ich freue mich am meisten auf die Inspiration, wie viele Facetten von Gestalten in einem sozial-nachhaltigen Sinn es geben kann.« Diese Offenheit für verschiedene Perspektiven ist bezeichnend – denn partizipative Ansätze leben davon, dass man bereit ist, von anderen zu lernen und die eigene Praxis weiterzuentwickeln.
Bei den Social Design Days wird Ehrnsperger zeigen, wie aus einem regionalen Brauereiunternehmen ein Modell für transformative Wirtschaft wurde, und warum partizipative Ansätze nicht nur ethisch richtig, sondern auch ökonomisch erfolgreich sind.
Michael Volkmer hat diese Konsequenz gezogen: Statt seine Agentur zu verkaufen oder weiter zu wachsen, gilt bei Scholz&Volkmer das Motto »Gedeihen statt wachsen«. Nachhaltigkeit bedeutet für ihn »creating shared value« anstelle von Shareholder Value – ein politisches Statement in einer profitorientierten Gesellschaft. Als Geschäftsführer zeigt er in mehreren Cases, dass sich Nachhaltigkeit und wirtschaftlicher Erfolg nicht ausschließen.
Die Digitalagentur Scholz & Volkmer mit Sitz in Wiesbaden gehört seit Jahrzehnten zu den führenden deutschen Digitalagenturen. Gutes Design ist bis heute das Merkmal ihrer Arbeiten geblieben – und mit Sicherheit der wichtigste Grund dafür, dass über die Jahre nicht nur viele langjährige Kundenbeziehungen zu großen Marken wuchsen, sondern auch die Agentur sich stetig vergrößerte. Doch dann kam das Umdenken. Als die Zahl der Mitarbeiter:innen fast die 200er-Marke erreichte, setzte bei Geschäftsführer Michael Volkmer ein Wandel ein: Wachstum nicht mehr länger als Ziel zu propagieren. »Gedeihen statt wachsen« lautet das Motto nun – auch entgegen vieler Ratschläge von Branchenkolleg:innen oder der Steuerberatung, die das für unmöglich hielten …
Für Volkmer bedeutet Nachhaltigkeit »creating shared value« anstelle von Shareholder Value. Sein Engagement versteht er als politische Antwort auf den Zustand unserer profitorientierten Gesellschaft. »Wer einmal verstanden hat, dass Wachstum in der heutigen Definition global nicht funktionieren kann, hat eine moralische Verpflichtung, zu handeln.« Konkret auf seinen Agenturalltag angewandt heißt das, auf drei Ebenen aktiv zu werden: interne Prozesse nachhaltig gestalten, Mitarbeiter:innen mitnehmen und für Themen sensibilisieren, sowie lokales Engagement – auch durch die gezielte Beratung der Kund:innen zum Thema Nachhaltigkeit.
Das darf natürlich auch Spaß machen: Über die see-Conference, ursprünglich als Weiterbildungsmaßnahme für die eigenen Mitarbeiter:innen erdacht und heute eine der größten Designkonferenzen Deutschlands, knüpfte Volkmer Kontakte zu Gestalter:innen, Künstler:innen, Visionären und Vertreter:innen von NGOs wie Greenpeace oder dem Klimaforscher Dr. Fritz Reußwig. So entstand die Idee, eigene Kund:innen und Vertreter:innen großer Marken mit NGOs zu einem Dialog zusammenzubringen.
22 Jahre nach der Gründung der Agentur trieb Volkmer die erste Ausgründung voran: der lokale Lieferdienst Kiezkaufhaus stellt als Social Business eine nachhaltige und regionale Alternative zu Amazon dar. Außerdem gründete er kürzlich zusammen mit dem Sozialpsychologen Harald Welzer den Verein »Bilder der Zukunft e.V.« zur Formulierung von positiven Zukunftsvisionen.
Aus dem bloßen Arbeitsplatz ist über die Jahre ein belebter Campus geworden, mit einem großen Garten, Gemüsebeeten und sogar eigenen Bienenvölkern – ein Statement dafür, wie Arbeitswelten aussehen können, wenn man Nachhaltigkeit ernst nimmt.
Bei den Social Design Days präsentiert Volkmer konkrete Projekte, die Wirtschaft und Nachhaltigkeit zusammendenken, und hat eine klare Botschaft: »Ich freue mich, wenn auch nur zwei Leute aus der Wirtschaft anwesend sind, die Nachhaltigkeit als einen strategischen Vorteil verstehen, um langfristig am Markt besser Bestand zu haben. Unternehmen müssen sich aus meiner Sicht integrativ damit befassen, welche längerfristigen Vorteile das für sie bietet. Nachhaltigkeit ist kein altruistisches Extra, sondern auch aus wirtschaftlicher Sicht eine Überlebensstrategie.«
Nick Potter versteht Design als kollektive Forschungsmethode. Sein studio formagora schafft Formate, in denen Wissenschaftler:innen, Praktiker:innen, Betroffene und Bürger:innen gemeinsam an Lösungen arbeiten – durch Prototyping, Visualisierung und experimentelle Ansätze.
Was passiert, wenn Design nicht mehr die Antwort auf eine Frage ist, sondern die Methode, um bessere Fragen zu stellen? Nick Potter, Mitgründer des studio formagora, verkörpert einen experimentellen Ansatz, der Design als kollektives Forschungstool begreift. Für ihn ist Design keine individuelle Kreativleistung, sondern eine Form der gemeinsamen Wissensproduktion.
Das interdisziplinäre Studio erforscht an der Schnittstelle von Design, Wissenschaft und Gesellschaft neue Formen der Zusammenarbeit. Potters These: Die komplexen Herausforderungen unserer Zeit – von Klimawandel über soziale Ungleichheit bis zu demokratischen Krisen – lassen sich nicht von einzelnen Expert:innen lösen. Sie erfordern neue Formen der kollektiven Intelligenz, in denen unterschiedliche Wissensformen und Perspektiven produktiv zusammenkommen.
Eine kritische Haltung zu Innovation: Dabei nimmt Potter bewusst eine Gegenposition zum gängigen Innovationsdiskurs ein: »Persönlich und beruflich versuche ich eine kritische Haltung zum Thema Innovation einzunehmen. Ich denke, dass viele Herausforderungen und Probleme unserer Zeit nicht mit einem ›Mehr‹, nicht mit dem Modus des Neuen, nicht mit Marktmechanismen zu lösen sind. Wir suchen viel nach Lösungen in dem Bestehenden, in dem Vergangenen und in einem ›Weniger‹.«
Was zunächst paradox klingen mag, ist konsequent: Wenn nicht jedes Problem nach einer neuen Lösung verlangt, sondern manchmal nach einem bewussten Rückgriff auf Bewährtes oder einer Reduktion von Komplexität, dann braucht es einen anderen Gestaltungsansatz. »Gleichzeitig ist mir wichtig an dieser Stelle die große transformative Kraft von Gestaltung hervorzuheben. Gestaltung hält inne und nimmt sich die Zeit, genau hin zu sehen und zu bewerten. Das brauchen wir grade ganz dringend!«
Die soziale Innovation liegt in der Methode: studio formagora entwickelt Formate, in denen Wissenschaftler:innen, Praktiker:innen, Betroffene und Bürger:innen gemeinsam an Lösungen arbeiten. Dabei wird Design zum Medium der Verständigung – durch Prototyping, Visualisierung und experimentelle Ansätze entstehen neue Möglichkeiten des gemeinsamen Denkens und Handelns. Konkret bedeutet das: Statt über nachhaltige Materialien zu forschen, erforscht man sie gemeinsam mit den Menschen, die sie produzieren und nutzen werden. Statt neue Formen des Zusammenlebens zu konzipieren, probiert man sie in temporären Experimenten aus. Statt über Innovation zu sprechen, schafft man Räume, in denen sie entstehen kann.
Die Kraft der analogen Begegnung: Für Potter und sein Team ist dabei die persönliche, physische Begegnung unverzichtbar: »Für uns ist eine persönliche Basis in der Zusammenarbeit wichtig. Am liebsten lernen wir Menschen persönlich kennen, anstatt digital. Der digitale Raum ist gestaltet, kuratiert. Im Analogen ist die zufällige Begegnung möglich.«
Genau diese Offenheit für das Unerwartete treibt Potter auch zu den Social Design Days, bei denen er zeigen möchte, wie gestalterische Forschung zu einem Werkzeug für gesellschaftliche Partizipation wird: »Ich habe große Lust, die Arbeit unseres Büros und unsere Überzeugungen darzustellen und in den Austausch zu gehen. So können wir uns nicht nur präsentieren, sondern können auch unsere Gedanken auf den Prüfstand stellen und dazulernen. Viele Menschen machen tolle Projekte. Einblicke zu bekommen und ihren Umgang mit Herausforderungen kennenzulernen hilft uns in unserer Arbeit sehr weiter. Das ist immer unglaublich bereichernd.«
Eli Perzlmaier ist nicht nur Moderatorin der Social Design Days – sie verkörpert deren Grundprinzip. Seit fast 30 Jahren entwickelt sie als Geschichtenerzählerin und Story Coach Narratives, die Menschen bewegen und verbinden. Ihre eigentliche Expertise: Sie erschafft Räume, in denen Transformation möglich wird.
»Unsere Welt braucht gerade Kreativität, Ideen und Offenheit für neue Perspektiven.« Eli Perzlmaier weiß, wovon sie spricht. Seit fast drei Jahrzehnten entwickelt sie als Geschichtenerzählerin, Story Coach und Markenberaterin Narratives, die Menschen bewegen und verbinden. Doch ihre eigentliche Expertise liegt in etwas anderem: Sie erschafft Räume, in denen Transformation möglich wird.
Vor zehn Jahren gründete Perzlmaier eine internationale Community für Frauen – nicht als Netzwerk im klassischen Sinne, sondern als Labor für kollektive Veränderung. Seit elf Jahren engagiert sie sich bei TEDx München und hat dabei erfahren, wie kraftvoll es ist, wenn Menschen ihre Visionen nicht nur entwickeln, sondern auch sichtbar machen. »Ich freue mich auf die besondere Energie, die entsteht, wenn Menschen sich zusammentun, um gemeinsam zu überlegen, wie unsere Zukunft menschlicher und lebenswerter wird«, beschreibt sie ihre Motivation für die Social Design Days; letztes Jahr war sie bei einem Format der munich creative business week ebenfalls im Kontext von bayern design-Aktivitäten unterwegs.
Hier zeigt sich wieder: Perzlmaier ist nicht nur mit Marta Bielik Co-Moderatorin der Veranstaltung – sie verkörpert deren Grundprinzip. Ihre Arbeit zeigt, dass Social Design nicht nur in Produkten oder Räumen stattfindet, sondern auch in der Art, wie wir Gespräche führen und Begegnungen gestalten. Als Story Coach versteht sie, dass jede Geschichte das Potenzial hat, Perspektiven zu verändern und Handlungen auszulösen. Als Community-Builderin weiß sie, dass nachhaltige Veränderung nur durch echte Verbindungen zwischen Menschen entsteht. Ihre These ist radikal wie einfach: »Die Social Design Days entzünden Funken für eine menschlichere und lebenswertere Zukunft.« Das kann etwa durch die richtige Art des Zuhörens geschehen, sagt sie: Durch Fragen, die neue Denkräume öffnen. Durch die Bereitschaft, auch unangenehme Wahrheiten zu benennen. Und durch die Kunst, verschiedene Stimmen so zusammenzubringen, dass aus individuellen Ideen kollektive Visionen werden.
Bei den Social Design Days wird Perzlmaier diese Gespräche kuratieren, die über das reine Informieren hinausgehen und zu echten Begegnungen werden. »Die Social Design Days machen erlebbar, wie Design gesellschaftlichen Wandel anstößt, Wirkung entfaltet und Funken entzündet, die weit über diese Tage hinausreichen«, erklärt sie ihre Vision für die Veranstaltung. Denn am Ende ist auch Moderation Social Design: die bewusste Gestaltung von Kommunikationsräumen, die alle Beteiligten stärken und neue Möglichkeiten eröffnen.
Marta Bieliks Geschichte ist eine von Brücken: Von Warschau nach Landshut, von einer Flüchtlingsunterkunft zu internationalen Projekten in Beirut, von persönlicher Erfahrung zu professioneller Expertise. »Seither ist es mir ein Bedürfnis, Purpose mit meinem Beruf zu verknüpfen«, sagt sie. Als freie Kreativstrategin und Impulsgeberin erfasst sie die unsichtbaren Zwischentöne, Emotionen und leisen Signale – und macht sie erlebbar.
»Wenn wir Räume schaffen, in denen Menschen sich gesehen fühlen, verändern wir die Welt Stück für Stück.« In ihrer Arbeit als Kreativstrategin bringt die charismatische Marta Bielik solche Räume zum Leben, als Orte wirklicher Resonanz. Ihre Geschichte beginnt in Warschau, sie selbst hat ihre Kindheit als frei und geprägt vom kulturellen Interesse und kreativen Modeberuf ihrer Mutter in Erinnerung, doch ihre Geschichte nahm früh Fahrt auf: Im Alter von acht Jahren floh sie nach Deutschland und lebte zunächst in einer Flüchtlingsunterkunft in Landshut. Diese Erfahrung von Heimatverlust, Unsicherheit und Fremdheit hat sie ebenfalls tief geprägt, und sensibilisierte sie für das, was Menschen innerlich bewegt und worauf Kommunikation als Brücke angewiesen ist.
»Seither ist es mir ein Bedürfnis, Purpose mit meinem Beruf zu verknüpfen«, sagt sie heute im Gespräch, sie wolle nicht nur Botschaften vermitteln, sondern reale Begegnungen gestalten. Das konnte sie auch in den Jahren umsetzen, die sie als Kreative in Beirut verbrachte, dort Innovationen mitgeprägt und mit internationalen oder politischen Projekten Geschichten verwoben hat, die berühren und Menschen verbinden.
Heute arbeitet Marta als freie Kreativstrategin und Impulsgeberin. Ihr Fokus: jene unsichtbaren Zwischentöne, Emotionen, Spannungen, leise Signale, erfassen und erlebbar machen. In ihrer Rolle bei den Social Design Days bringt sie genau diese Sensibilität in die Moderation: Sie sorgt dafür, dass nicht nur gesprochen wird, sondern gehört wird; dass nicht nur analysiert wird, sondern echt begegnet; dass Differenzen nicht verdrängt, sondern produktiv verhandelt werden. Mit Eli Perzlmaier möchte sie nicht nur durch Gespräche steuern, sondern Dialogräume ergebnisoffen mitgestalten. Wir freuen uns darauf, sie als Co-Moderatorin bei den Social Design Days dabeizuhaben, und dürfen gespannt sein auf die Dynamik, wenn unterschiedliche Stimmen aufeinandertreffen. Aus eigener Erfahrung weiß Marta Bielik schließlich, dass es oft die kleinen Funken zwischen Menschen sind, die Großes entzünden können …
Sonja Pham (*1987 im Allgäu) ist freie Journalistin, Autorin und Übersetzerin mit Schwerpunkt auf Kreativität, Kultur und Kulinarik. Seit ihrem Kommunikationsdesignstudium an der Designschule München arbeitet sie freiberuflich für diverse Magazine und Agenturen. Für die Fachzeitschrift novum World of Graphic Design war sie als stellvertretende Chefredakteurin tätig, bevor sie nach deren Einstellung gemeinsam mit ihrem Team das Grafikmagazin und den Phoenix Verlag für Grafikdesign gründete. Seit 2023 ist sie Vorstand für Editorial im Art Directors Club für Deutschland. Zudem ist sie regelmäßig als Moderatorin, Speakerin und Host im Design- und Kulturbereich sowie in der Gastronomie tätig.