21. Mai 2025

mcbw design sum­mit 2025

vibrant com­mu­ni­ties haben vie­le Gesichter

How to design a vibrant community?

Der mcbw sum­mit 2025 ist ein ech­tes High­light auf der munich crea­ti­ve busi­ness week – ein Ort, an dem Designer:innen, Macher:innen und Denker:innen von über­all her zusam­men­kom­men, um die zen­tra­le Fra­ge zu dis­ku­tie­ren: „How to design a vibrant com­mu­ni­ty?“ Was braucht es, damit Gemein­schaf­ten wach­sen und leben­dig blei­ben – und wie kann Gestal­tung die­sen Pro­zess unter­stüt­zen, im Klei­nen wie im Großen?

Mit 25 Speaker:innen aus über 10 Natio­nen und einem aus­ver­kauf­ten Saal mit über 300 Teilnehmer:innen wur­de deut­lich: Das The­ma geht uns alle etwas an, denn der Wunsch nach gesell­schaft­li­chem Zusam­men­halt und zukunfts­fä­hi­gem Design ist grö­ßer denn je. Und um die­se Her­aus­for­de­run­gen zu dis­ku­tie­ren ist der mcbw design sum­mit 2025 in Mün­chen – dem „Kraft­zen­trum der Kul­tur- und Krea­tiv­wirt­schaft“ (Dr. Chris­ti­an Scharpf, Wirt­schafts­re­fe­rent der Lan­des­haupt­stadt Mün­chen) – der prä­de­sti­nier­te Ort.

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Design gestal­tet mehr als Pro­duk­te – es formt unse­re Gesellschaft

Ob in digi­ta­len Anwen­dun­gen, im öffent­li­chen Raum, in der Archi­tek­tur oder am Arbeits­platz: Design beein­flusst, wie wir leben, kom­mu­ni­zie­ren und teil­ha­ben. Es ist Teil sozia­ler Sys­te­me – mit weit­rei­chen­den Kon­se­quen­zen, ob beab­sich­tigt oder unbe­ab­sich­tigt. Genau hier setzt die Kon­fe­renz an: Design soll nicht zufäl­lig, son­dern bewusst und ver­ant­wor­tungs­voll geschehen.

Key Take Aways

Design und Gesell­schaft gehö­ren untrenn­bar zusam­men. Jedes Pro­dukt, jeder Ser­vice wirkt sich auf Men­schen aus – in der Pro­duk­ti­on, bei der Nut­zung und auch danach. Gutes Design denkt alle die­se sozia­len Fol­gen mit und sucht die Balan­ce zwi­schen per­sön­li­cher Frei­heit und dem Wohl der Gemein­schaft. Eine leben­di­ge Gemein­schaft ent­steht dann, wenn Neu­gier, Empa­thie und Offen­heit den Gestal­tungs­pro­zess leiten.

BEDA-Panel: Unse­re euro­päi­schen Kolleg:innen berich­ten, war­um Zuhö­ren wich­ti­ger sein kann als Reden

BEDA – das ist der Dach­ver­band euro­päi­scher Desi­gn­o­r­ga­ni­sa­tio­nen. Die­ses Jahr waren unse­re Kolleg:innen aus Däne­mark, Island, Spa­ni­en und der Tür­kei mit dabei und sie haben The­men mit­ge­bracht, die uns alle etwas ange­hen: Wie baut man eine Stadt nach Flut oder Erd­be­ben wie­der auf? Wie schützt man Sied­lun­gen vor vul­ka­ni­scher Akti­vi­tä­ten? Und vor allem: Wie hilft man als Designer:in bei die­ser Arbeit der Gemein­schaft am bes­ten? Fur­kan Demir­ci vom Tür­ki­ye Design Coun­cil hat beim Wie­der­auf­bau der Stadt Antak­ya gehol­fen, die 2023 durch ein Erd­be­ben schwer ver­wüs­tet wur­de. Er erin­nert an die Rol­le, die Designer:innen dabei ein­neh­men soll­ten: „As desi­gners you should lis­ten more than talk. Becau­se buil­ding trust is the key to being able to build com­mu­ni­ties.“ Das BEDA-Panel zeigt aber auch ein­drucks­voll: Über­all auf der Welt ent­ste­hen vibrant com­mu­ni­ties durch unter­schied­lichs­te Projekte.

Design für vibrant com­mu­ni­ties hat vie­le Gesichter

Vor­ab haben wir unse­re Com­mu­ni­ty nach Pro­jek­ten für eine leben­di­ge Gemein­schaft gefragt. Die Reso­nanz war groß: Über 80 Ein­rei­chun­gen – sechs davon wur­den auf der Büh­ne vor­ge­stellt. In der Ses­si­on wur­de sicht­bar, wie viel­fäl­tig eine vibrant com­mu­ni­ty sein kann: von Archi­tek­tur gegen Über­hit­zung von Innen­städ­ten über Pro­jek­te gegen Ein­sam­keit nach der Pan­de­mie bis hin zu einer sym­bol­träch­ti­gen One World Flag als Zei­chen glo­ba­ler Zusam­men­ge­hö­rig­keit. Die Her­aus­for­de­run­gen der Gegen­wart sind eben­so zahl­reich wie die Lösun­gen, die hier für vor­ge­stellt wurden.

Zwei Referenten auf einem Podium.
Leonhard Nima (Moderation) und Thorsten Buch (mcbw/bayern design) eröffnen den design summit. © bayern design/Hannes Rohrer
Referentin auf einem Podium.
Nadine Vicentini, Geschäftsführerin von bayern design, empfängt das Publikum im Munich Urban Colab. © bayern design/Hannes Rohrer
Eine Gruppe von vier Referenten auf einem Podium.
Das BEDA-Panel mit unseren internationalen Kolleg:innen: Christina Melander, Halla Helgadóttir, Kike Correcher und Furkan Demirci. © bayern design/Hannes Rohrer
Zwei Referent:innen auf einem Podium.
Christopher Krainer und Nila Rezaei haben ihren Call for Paper bei uns eingereicht und stellen ihre Arbeit bei uns vor. © bayern design/Hannes Rohrer

„What makes a com­mu­ni­ty vibrant to me? Col­la­bo­ra­ti­on, pro­xi­mi­ty and care.“ – Ezio Manzini

Sha­ping Tog­e­ther­ness: design makes peo­p­le cooperate

Cars­ten Wal­deck, Grün­der von SHIFT, zeig­te am Bei­spiel sei­nes modu­lar auf­ge­bau­ten Shift­phone, wie Design kon­kret Ver­ant­wor­tung für Umwelt, Wirt­schaft und Sozia­les über­neh­men kann. Sein Ansatz: Elek­tro­schrott ver­mei­den, durch Pro­duk­te, die ein­fach zu repa­rie­ren sind und lan­ge hal­ten. Dahin­ter steht nicht nur ein nach­hal­ti­ges Geschäfts­mo­dell, son­dern auch eine Hal­tung: Wert­schät­zung für Din­ge und Men­schen. Eine Hal­tung, die bei SHIFT das gesam­te Unter­neh­men prägt – im Umgang mit Res­sour­cen eben­so wie mit den Mitarbeitenden.

Ezio Manzini, Prä­si­dent des DESIS Net­work und einer der füh­ren­den Köp­fe im Bereich Social Design, brach­te eine zen­tra­le Bot­schaft mit: Eine Gemein­schaft lässt sich nicht direkt gestal­ten – aber die Bedin­gun­gen dafür schon. Aus­gangs­punkt sei­ner Über­le­gung ist die Ein­sam­keit als sozia­le Her­aus­for­de­rung, die eben nicht nur ein psy­cho­lo­gi­sches Pro­blem ist, son­dern dar­aus resul­tiert, wie wir unse­re Gesell­schaft orga­ni­sie­ren. Er beton­te, dass klas­si­sche Gemein­schaf­ten wie Dör­fer oder Nach­bar­schaf­ten schwin­den, und wir als Gesell­schaft neue Wege fin­den müs­sen, wie Men­schen wie­der zuein­an­der fin­den. Design kann dabei hel­fen, Räu­me zu schaf­fen, in denen sich Men­schen sicher füh­len, sich öff­nen kön­nen und Ver­trau­en ent­steht. Für Manzini ist Design kein Selbst­zweck, son­dern ein Werk­zeug für gesell­schaft­li­chen Wan­del – eines, das aller­dings immer die Frei­heit des Ein­zel­nen respek­tie­ren muss. Ein:e Designer:in, so Manzini, regt mit der Arbeit nicht nur zur Debat­te an, son­dern muss neben Effi­zi­enz auch eine Distanz zum Eige­nen ein­neh­men und die­ses kri­tisch reflek­tie­ren. Übri­gens: Im Vor­feld zur mcbw hat Manzini eine Pod­cast-Fol­ge zum The­ma „Small, open, local and con­nec­ted“ ein­ge­spro­chen. Die Fol­ge gibt es hier!

Gut besuchter Raum einer Veranstaltung.
Wir waren ausverkauft! Unser Publikum im Munich Urban Colab. © bayern design/Hannes Rohrer
Menschen machen Fotos mit ihren Smartphones
Mitmachen erwünscht! Live-Umfrage via Smartphone im Publikum. © bayern design/Hannes Rohrer

Inspi­ring Empa­thy: design points out the human factor

Kim Dabbs, Glo­bal Vice Pre­si­dent für ESG und Social Inno­va­ti­on bei Steel­ca­se, sprach über die Bedeu­tung von Empa­thie am Arbeits­platz. Sie mach­te deut­lich: Wer sich in sei­nem Arbeits­um­feld nicht zuge­hö­rig fühlt, kann sein Poten­zi­al kaum ent­fal­ten. Inklu­si­ve Gestal­tung ist des­halb kein „nice to have“, son­dern eine zen­tra­le Vor­aus­set­zung für Inno­va­ti­on und Zusam­men­ar­beit. Design, so Dabbs, hat die Kraft, Arbeits­kul­tu­ren zu ver­än­dern, umso mehr Zuge­hö­rig­keit, Offen­heit und Teil­ha­be zu ermöglichen.

Alo­na Khar­chen­ko, Mit­grün­de­rin und CTO von Dev­an­th­ro, nimmt sich dem Pfle­ge­not­stand an. Sie denkt Pfle­ge neu – mit Hil­fe von Tech­no­lo­gie, aber ohne den Men­schen aus dem Blick zu ver­lie­ren. Ihr Team ent­wi­ckelt Pfle­ge­ro­bo­ter, die nicht nur unter­stüt­zen, son­dern auch Empa­thie aus­lö­sen kön­nen. Ihr Ziel ist eine Pfle­ge, in der Nähe, Wür­de und Mit­ge­fühl trotz tech­ni­scher Assis­tenz spür­bar blei­ben. Der tech­no­lo­gi­sche Fort­schritt wird dabei nicht zum Ersatz, son­dern zum Werk­zeug, um mensch­li­che Bezie­hun­gen in der Pfle­ge zu stärken.

Ope­ning Minds: design awa­kens curiosity

Die Desi­gne­rin Ana Rel­vão zeig­te anhand all­täg­li­cher Pro­duk­te wie Küchen­sys­te­me (für J*Gast) oder einer Kaf­fee­ma­schi­ne (für Lig­re), wie weit man mit Neu­gier im Design vor­an­kom­men kann. Für sie beginnt Inno­va­ti­on nicht mit High­tech, son­dern mit offe­nen Fra­gen und dem Mut, Din­ge anders zu den­ken. Ihr Bei­trag erin­ner­te dar­an, dass auch im Klei­nen gro­ßes Poten­zi­al steckt – wenn man bereit ist, Gewohn­tes zu hin­ter­fra­gen und neue Per­spek­ti­ven ein­zu­neh­men. Eine Pod­cast-Fol­ge, die Ana Rel­vão ein­ge­spro­chen hat, gibt es hier.

Für Tim Brown gibt es kein Design ohne Neu­gier. Brown, Vor­den­ker des Design Thin­king und lang­jäh­ri­ger CEO von IDEO, rief dazu auf, Design bewuss­ter und ver­ant­wor­tungs­vol­ler ein­zu­set­zen. Sei­ne Visi­on: Design als Ermög­li­chung – nicht nur von Pro­duk­ten, son­dern von gesell­schaft­li­chem Wan­del. Am Bei­spiel eines „Minis­try of Pos­si­bi­li­ties“ (Design Palm­wood) in Dubai zeig­te er, wie spie­le­ri­sches Den­ken, Ver­trau­en und Neu­gier hel­fen kön­nen, neue Wege für gan­ze Gesell­schaf­ten zu ent­wer­fen. Für Brown ist klar: Gutes Design beginnt mit der rich­ti­gen Fra­ge – und der Bereit­schaft, Men­schen aktiv ein­zu­be­zie­hen. Gera­de in einem spie­le­ri­schen Umgang mit Her­aus­for­de­run­gen sieht Brown eine gro­ße Chance.

„As a desi­gner, you have to belie­ve in yours­elf and never lose faith in what you belie­ve in, even when you encoun­ter resis­tance.“ – Chu-Yi Vuong, IBM

Was Designer:innen für pul­sie­ren­de Gemein­schaf­ten brauchen

  • Beharr­lich­keit und Geduld: Wer lang­fris­tig Gemein­schaft gestal­ten will, muss bereit sein, Umwe­ge zu gehen und dran­zu­blei­ben – auch wenn der Fort­schritt lang­sam wirkt.
  • Neu­gier und Empa­thie: Neu­gier öff­net Türen, Empa­thie schafft Ver­bin­dung. Bei­des ist grund­le­gend, um ech­te Bedürf­nis­se zu erken­nen und zu gestalten.
  • Wert­schät­zung: Design beginnt mit dem auf­rich­ti­gen Inter­es­se an dem, was ande­re bewegt und ein­bringt ihre Per­spek­ti­ven in den Gestaltungsprozess.
  • Spie­le­risch sein: Krea­ti­ve Lösun­gen ent­ste­hen oft dort, wo man sich traut zu spie­len, zu tes­ten und ohne Angst vor dem Schei­tern zu denken.
  • Sich selbst zurück­neh­men: Gute Gestal­tung stellt das Ego zurück und schafft Raum für ande­re – beson­ders in gemein­schafts­ori­en­tier­ten Prozessen.
  • Opti­mis­mus und Selbst­ver­trau­en: Wer an eine bes­se­re Zukunft glaubt und an sich selbst, kann auch ande­re mit­rei­ßen und Ver­än­de­rung ermöglichen.
  • Offen­heit für Expe­ri­men­te: Gestal­ten für Gemein­schaft heißt, sich auf Unbe­kann­tes ein­zu­las­sen – mit Leich­tig­keit, Fan­ta­sie und Mut zum Versuch.

„In all the big chal­lenges we face, we should take every oppor­tu­ni­ty to show how the design indus­try can crea­te vibrant com­mu­ni­ties.“ – Chris­ti­na Melan­der, Danish Design Center

Was bleibt vom mcbw sum­mit 2025?

Design geschieht nie im luft­lee­ren Raum – es wirkt immer in sozia­le Sys­te­me hin­ein. Des­halb müs­sen wir es stän­dig hin­ter­fra­gen: von der ers­ten Idee bis weit über die Nut­zung hin­aus. Wer gestal­tet, trägt Ver­ant­wor­tung für das, was ent­steht, und für das, was es bewirkt. Die­se Ver­ant­wor­tung ist viel­fäl­tig, manch­mal unsicht­bar und oft nicht plan­bar. Aber sie beginnt mit einem ein­fa­chen Prin­zip: sich der Ver­ant­wor­tung des eige­nen Schaf­fens bewusst zu sein und die­ses für die Gemein­schaft ein­zu­set­zen. Gestal­tung ist also weit mehr ist als ein krea­ti­ver Pro­zess, denn sie ist ein gesell­schaft­li­cher Auf­trag. Und sie ist nur dann zukunfts­fä­hig, wenn sie sich als Teil eines leben­di­gen Mit­ein­an­ders ver­steht. Jeder Gestal­tungs­akt lädt ein, die Welt bes­ser zu machen – gehen wir es an!

 

Dank an unse­re Gäs­te – ihr habt den sum­mit ein­zig­ar­tig gemacht!

Fur­kan Demir­ci, Kike Cor­re­cher, Hal­la Hel­ga­dót­tir, Chris­ti­na Melan­der, Chu-Yi Vuong, Oli­ver Ristau, Regi­na Han­ke, Igor Brn­cic, Thors­ten Haber­mann, Tho­mas Man­dl, Nila Rezaei, Chris­to­pher Krai­ner, Ezio Manzini, Cars­ten Wal­deck, Kim Dabbs, Alo­na Khar­chen­ko, Ana Rel­vão, Tim Brown sowie unser Mode­ra­to­ren­team Leon­hard Nima, Anna Wör­ner, und Fran­ce­s­ca Terzi.