3. April 2025

Neue Samm­lung München

4 Muse­en – 1 Moder­ne: Auf­takt zum Jubiläumsjahr

Allen Grund zu fei­ern: 100 Jah­re Neue Samm­lung München!

1925 wur­de eine Ein­rich­tung „beson­de­re Abtei­lung für Gewer­be­kunst“ im Baye­ri­schen Natio­nal­mu­se­um ein­ge­rich­tet. Heu­te, 100 Jah­re spä­ter, zählt Die Neue Samm­lung – The Design Muse­um welt­weit zu den ältes­ten und bedeu­tends­ten Muse­en für ange­wand­te Kunst und Design des 20. und 21. Jahr­hun­derts. Und geben wir es ger­ne zu: Wir sind jedes Mal begeis­tert, wenn wir das XDE­POT oder die neu­en Son­der­aus­stel­lun­gen besu­chen. Wir sagen herz­li­chen Glück­wunsch und freu­en uns auf das ers­te High­light im Jubi­lä­ums­jahr: die gro­ße Son­der­aus­stel­lung aller vier Muse­en in der Pina­ko­thek der Moderne!

4 Muse­en – 1 Moder­ne. Eine Gemein­schafts­aus­stel­lung aller vier Muse­en der Pina­ko­thek der Moderne

Der Auf­bruch in die Moder­ne und die Anfän­ge der Neu­en Samm­lung, des ers­ten staat­li­chen Design­mu­se­ums in Deutsch­land, sind eng mit­ein­an­der ver­knüpft. Ihr 100-jäh­ri­ges Jubi­lä­um bil­det nun den Anlass für eine Prä­sen­ta­ti­on aus­ge­wähl­ter High­lights moder­ner Kunst, Archi­tek­tur und Gestal­tung der 1910er- bis 1930er-Jah­re aus den Bestän­den aller vier Muse­en der Pina­ko­thek der Moderne.

In Zei­ten größ­ter poli­ti­scher Insta­bi­li­tät und rasan­tem gesell­schaft­li­chen wie tech­ni­schen Wan­dels eta­blier­te sich eine der bedeu­tends­ten ästhe­ti­schen Epo­chen, die durch radi­ka­le Abs­trak­ti­on und unge­schön­ten Rea­lis­mus, künst­le­ri­sche wie funk­tio­na­le Sach­lich­keit und sozia­le wie exklu­si­ve Gestal­tung die Sicht auf den Men­schen und sei­ne Welt maß­geb­lich veränderte.

Mehr zur Aus­stel­lung fin­det ihr hier

Historisches Telefon mit Hörer und Wählscheibe.
Telefon, 1929. H. Fuld u. Co. Telephon- und Telegraphenwerke, Frankfurt a. M., Foto: Die Neue Sammlung – The Design Museum
Max Beckmann: Bildnis eines Argentiniers, 1929. Öl auf Leinwand. Foto: Bayerische Staatsgemäldesammlungen, Sammlung Moderne Kunst

Vier span­nen­de Themenbereiche

Die Neue Ästhe­tik nimmt ver­än­der­te künst­le­ri­sche Ideen in den Blick wie die Abs­trak­ti­on und Neue Sach­lich­keit. Die Abkehr von tra­di­tio­nel­len Gestal­tungs­wei­sen zeigt sich in geo­me­tri­schen For­men in der Flä­che wie im Raum, bei­spiels­wei­se bei einem Gemäl­de von Fried­rich Vor­dem­ber­ge-Gil­de­wart, einem Schrank von Mar­cel Breu­er oder dem Kugel­haus von Peter Birkenholz.

In Neue Mate­ria­li­en und Tech­ni­ken wird ein­ge­gan­gen auf Archi­tek­tur aus Eisen und Stahl, auf Möbel aus Stahl­rohr und Alu­mi­ni­um als auch auf Objek­te aus neu­en Kunst­stof­fen wie Bake­lit. Elek­tri­fi­zier­te Gerä­te ver­an­schau­li­chen tech­ni­sche Inno­va­tio­nen und den Glau­ben an „Fort­schritt durch Tech­nik“, wie es auch in der Wer­be­gra­phik von A. M. Cas­sand­re oder den Licht­dru­cken von Man Ray zuta­ge tritt.

Unter Neue Insti­tu­tio­nen wer­den Aus­bil­dungs­stät­ten, Auf­trag­ge­ber und Prä­sen­ta­ti­ons­or­te gezeigt, die zur Ent­wick­lung und Ver­brei­tung der Moder­ne einen maß­geb­li­chen Bei­trag geleis­tet haben. Dazu gehö­ren neben den Reform­schu­len Bau­haus und Kunst­ge­wer­be­schu­le Burg Gie­bi­chen­stein, die Post­ge­bäu­de von Robert Vor­hoel­zer in Mün­chen oder das Ver­lags­haus Stutt­gar­ter Tag­blatt von Ernst Otto Oßwald.

Der Bereich Neue Gesell­schaft wid­met sich den Men­schen, die poli­tisch wie gesell­schaft­lich von den Fol­gen des Ers­ten Welt­kriegs geprägt sind. Die Avant­gar­de strebt eine grund­le­gen­de Ver­wand­lung der Welt durch das Ide­al eines Neu­en Men­schen und einer Neu­en Gesell­schaft an. Die Regie­rung der Wei­ma­rer Repu­blik ebnet den Weg für sozia­le Bauaufgaben.

Die Krüp­pel­map­pe von Hein­rich Hoer­le, Por­träts von August San­der und Max Beck­mann oder die Frau­en­dar­stel­lun­gen von Karl Hub­buch und Geor­ge Grosz zei­gen Men­schen­bil­der zwi­schen Des­il­lu­si­on und Auf­bruch. Der NS-Staat bil­det in Deutsch­land eine Zäsur für die freie Ent­fal­tung der Moder­ne, deren Vertreter*innen instru­men­ta­li­siert, ver­folgt oder ermor­det wurden.

Sicht­bar wer­den die viel­fäl­ti­gen Ver­bin­dun­gen zwi­schen den ein­zel­nen Samm­lun­gen für Kunst, Gra­phik, Archi­tek­tur und Design, die auch Arbei­ten der­sel­ben Künstler*innen besit­zen. Dazu gehö­ren Wer­ke von Jan­kel Adler, Ernst Bar­lach, Lud­wig Mies van der Rohe, J. J. P. Oud, Oskar Schlem­mer oder Johan­na Schütz-Wolff.

In Form einer 4 nimmt die Aus­stel­lungs­ar­chi­tek­tur von Mar­tin Kinz­l­mai­er Bezug auf die vier Muse­en in der Pina­ko­thek der Moder­ne sowie auf die vier The­men­be­rei­che der Ausstellung.

Robert Vorhoelzer, Walther Schmidt, Franz Holzhammer: Postamt, Goetheplatz/München,1931–1932. Foto: Architekturmuseum der TUM
Portrait einer Person im expressionitischen Stil.
Jankel Adler: Ohne Titel, (Selbstbildnis), 1920er Jahre. Pastell und Tusche, Velinpapier. Foto: Staatliche Graphische Sammlung München