Mehr als schöner Schein: Social Design
von Bettina Schulz
Keine Frage – nicht immer muss Design die gesamte Gesellschaft voranbringen. Design darf auch rein informativ, kurzlebig oder werblich sein, für kleine oder große Zielgruppen. Niemand muss sein kreatives Talent also unbedingt in den Dienst der Menschheit stellen, aber es ist spannend zu sehen, wie wirksam das Know-how und die Werkzeuge von Gestaltern doch sind, um einen positiven sozialen Wandel in Gang zu setzen.
Zwar dient Design im besten Fall in gewisser Weise immer der Gesellschaft (Verpackungen schützen unsere Waren, ein Plakat informiert etc.), die Unterschiede zum Social Design gehen jedoch über die reine Zielsetzung hinaus. Es stellt nicht nur eine Bereicherung, Veränderung oder Verbesserung des Lebens dar; sein besonderes Merkmal besteht in der Herangehensweise bei der Lösung von gesellschaftlichen Problemen und Herausforderungen. Die Partizipation von Nicht-Gestalterinnen und ‑Gestalter ist dabei ebenso zentraler Aspekt, ebenso wie die oft interdisziplinäre Zusammenarbeit.
Des Weiteren steht bei solchen Projekten nicht unbedingt das ästhetische Ergebnis im Mittelpunkt, sondern vielmehr das Vermitteln kreativer Denk- und Lösungsansätze: So ist es für Gestalter selbstverständlich, eine Aufgabe aus mehreren Blickwinkeln zu beleuchten und demzufolge unterschiedliche Konzepte für ein und dasselbe Problem zu erarbeiten. Was für die Kreativbranche profan klingen mag, ist für andere Bereiche der Gesellschaft eben nicht selbstverständlich, wie an den nachfolgenden Initiativen recht deutlich wird.
Social Design – kein Neuland
Vorneweg sollte zudem festgehalten werden, dass Social Design keine neuzeitliche Modeerscheinung ist: Die Anfänge sind vielmehr in der Zeit der industriellen Revolution zu finden und auch das Bauhaus agierte im Geiste einer sozial verantwortlichen Gestaltung. Zahlreiche Designgrößen, Künstler und Architekten ließen in den darauffolgenden Jahrzehnten ökologische und soziale Aspekte in ihre Arbeiten einfließen, suchten den gesellschaftlichen Dialog und Lösungen in partizipativer Herangehensweise. Und da die Herausforderungen, gerade in ökologischer Hinsicht, nicht gerade kleiner werden, ist das Engagement von Gestalterinnen und Gestaltern gleich welches Genres heute unverzichtbar: Liegt doch ihre besondere Fähigkeit unter anderem darin, abstrakte Ideen zu visualisieren und somit einer breiten Öffentlichkeit zu erklären. Wie schwer es doch ist, politische oder gesellschaftliche Visionen zu vermitteln, kann man jeden Tag den verstörten (und zugleich verstörenden) Kommentaren in den sogenannten Sozialen Medien entnehmen. Mitgenommen zu werden, zu verstehen und sogar mitzugestalten, sind Aspekte, die zunehmend an Bedeutung gewinnen.
Social Design
Ursprünglich als „Design für und mit der Gesellschaft“ bezeichnet, hat sich der Begriff Social Design seit den 2000er Jahren etabliert. Gemeinwohl, Partizipation und Nachhaltigkeit sind wesentliche Merkmale des Social Designs. Auf diese Weise sollen soziale Innovationen gefördert, urbane Räume gemeinschaftlich gestaltet und gesellschaftliche Probleme gelöst werden.
Welch inspirierende Projekte und Initiativen Social Design hervorbringt, zeigen die folgenden Beispiele. Trotz gänzlich unterschiedlicher Ausrichtung ist hierbei ein gemeinsamer Nenner auszumachen: Mit viel Engagement stehen die kreativen Akteure für einen positiven Wandel in der Gesellschaft ein.
Gestaltungszentrale Politik
Die noch recht junge Gestaltungszentrale Politik fand sich 2022 als Gruppe mit dem Ziel zusammen, politische Prozesse überparteilich, transdisziplinär, antidiskriminierend und vor allen Dingen mit dem Know-how des Designs zu begleiten. Hierbei geht es explizit nicht um eine etwaige Einflussnahme, sondern darum, eingefahrene Prozesse aufzubrechen und damit neue Wege der Lösungsfindung aufzuzeigen.
Gründer und Designer Philipp Cartier absolvierte im Vorfeld Praktika im Bundestag, führte dort Interviews und näherte sich dem Berliner Politikbetrieb auf diese Weise an: „Bei mir stellte sich recht bald die Erkenntnis ein, dass durchaus Interesse daran besteht, Dinge anders anzugehen. Und da auch in anderen Bereichen versucht wird, designspezifische Arbeits- und Denkweisen einzubringen, warum nicht in der Politik? Auch hier wird ›gestaltet‹ – meist in Form von Gesetzen, aber auch in anderen Belangen. Allerdings ist dieser Gestaltungsprozess von juristischen Einflüssen sowie vielen Strukturen geprägt, die sich seit 20, 30 oder gar 40 etabliert haben. Meiner Meinung nach fehlt dabei eine explorative, kreativ und offen denkende Perspektive. Diese versuchen wir in den Prozessen aufzuzeigen.“
Ebenso defizitär stellen sich oft die Visualisierungskompetenzen im Politikbetrieb dar: Kommuniziert wird hier seit jeher im DIN-A4-Format, also in schriftlicher Form. Mindmaps, Diagramme, Grafiken, – die alltäglichen Werkzeuge eines Gestalters, bringen Philipp Cartier und sein Team mit ins Spiel und vermitteln damit auch deren Effizienz im Lösungsprozess. Wie darf man sich die Arbeit jedoch konkret vorstellen? Die Gestaltungszentrale Politik geht auf Abgeordnete zu und fragt proaktiv nach Themen, die diese tiefgründiger angehen möchten. Besteht Interesse an einer Kooperation, wird zu dieser fachspezifischen Fragestellung ein Prozess entwickelt, der auf der Herangehensweise eines klassischen Designauftrags basiert. So werden etwa Experten aktiv eingebunden, während sie im realen Politikbetrieb „lediglich“ zurate gezogen werden. Ideen und Ansätze werden an Wände gepinnt, neu geordnet, visuell strukturiert. In mehreren Workshops nähert man sich so verschiedenen Entwürfen an, die der Lösung des Problems dienlich sind. Auch das ein Unterschied zum politischen Alltag: Wird den Fraktionen doch oft nur ein einziger Ansatz vorgelegt, der diskutiert, ergänzt oder verändert wird.
Der Gestaltungszentrale Politik geht es übergeordnet jedoch nicht nur um die spezielle Fragestellung – das engagierte Team möchte langfristig einen echten gestalterischen Kulturwandel in den Bundestag einbringen sowie perspektivisch auch auf Fraktionsebene tätig werden. „Ein großer Benefit für die Abgeordneten und ihre Mitarbeitenden liegt ja nicht nur im Lösungsentwurf an sich, sondern im Kennenlernen des Prozesses. Mit den Methoden aus dem Design tauchen sie auf eine andere Weise in Materien ein, als es mit den tradierten Recherchevorgängen des Politikbetriebs möglich ist. Das ist zwar zeitintensiv, aber in jedem Fall gewinnbringend“, so Philipp Cartier.
Seit März dieses Jahres ist die Gestaltungszentrale nun als eingetragener Verein organisiert, wurde inzwischen bei der Vergabe von Fördergeldern berücksichtigt und kann auf erste erfolgreiche Projekte zurückblicken. Dass diese eher einem Marathon als einem Sprint gleichen, ist mehr als verständlich – das tagespolitische Geschehen wirbelt Zeitpläne oftmals durcheinander. Auch wenn also ein langer Atem nötig ist, möchte man in der Gestaltungszentrale Politik gerne weiterwachsen, Herangehensweisen verändern, Impulse geben: „Wir verstehen dies als ein zusätzliches Angebot innerhalb unseres demokratischen Systems, um die Mandatsträgerinnen und Mandatsträger sowie alle Akteure in ihrer Arbeit zu unterstützen“.
Sarah Mang – Taktile Graffitis
Multisensorik, taktile Kunst und Inklusion sind Leitmotive der Kreativen Sarah Mang: Sie setzt sich in ihren Projekten intensiv mit der Wahrnehmung auseinander und verbindet damit auf selbstverständliche Weise den Betrachtenden mit seiner Umwelt. Achtsamer zu werden, seine Umgebung nicht nur zu sehen, sondern tatsächlich aufzunehmen und Kunst im wahrsten Wortsinn zu erspüren, all das steht bei ihren Kunstwerken im öffentlichen Raum im Mittelpunkt. Somit ermöglicht Sarah Mang auch ein sehr demokratisches Erlebnis für alle Interessierte – der normalerweise intellektuelle Zugang zur Kunst wird durch eine nahbare Erfahrung abgelöst. Ihre taktilen Graffitis im öffentlichen Raum ergänzt die Künstlerin dabei gerne mit immersiven Elementen, und in Kombination mit Audioguides werden ihre Ausstellungen zum multisensorischen Erlebnis.
In diesem Jahr realisierte Sarah Mang beispielsweise im österreichischen Gablitz eine Installation aus Gipsabdrücken unterschiedlicher Motive, die ausdrücklich zum Begreifen einluden. „Durch das Wechseln der Sichtweise, das ›Neu-Sehen‹ durch das Berühren der Graffitis, wird das Bewusstsein dafür gestärkt, dass es immer mehrere Möglichkeiten der Betrachtung und Wahrnehmung gibt“, erzählt die Künstlerin. Wer nicht vor Ort sein konnte, wurde zu einer virtuellen 360-Grad-Taktile Graffiti Tour eingeladen, bei der die einzelnen Stationen spielerisch entdeckt werden konnten – visuell und akustisch wurde der Betrachter durch den Parcour geleitet. Für diesen neuen, inklusiven Zugang zur Kunst wurde Sarah Mang kürzlich beim Wettbewerb „Paint the Walls“ des FH Campus Wien ausgezeichnet, der Konzepte würdigte, die Nachhaltigkeit, Ökologie und die Natur gleichermaßen reflektieren.
Supertecture – Architektur neu gedacht
Supertecture agiert als ehrenamtliches und interdisziplinäres Think-Tank-Force-Team, das seit vielen Jahren dort tätig wird, wo sich Menschen Architektur eigentlich gar nicht leisten können. Da ist die Bezeichnung „Robin-Hooding-Architektur“ ganz treffend, wie sich Gründer Till Gröner und sein Team selbst beschreiben. Frische Ideen junger Architekt*innen kommen denjenigen zugute, die keine Designerbauten finanzieren können und auf begrenzte Ressourcen zurückgreifen müssen. So ließ Supertecture beispielsweise im nepalesischen Bergdorf Dhoksan eine Schule entstehen: Jeder Raum wurde von einem anderen Team mit unterschiedlichen lokalen Materialien wie Lehm oder Holz gebaut, zurückgegriffen wurde auch auf leere Bierflaschen oder aber alte Fenster eines vom Erdbeben zerstörten Gebäude. Die einheimische Bevölkerung, die gerade selbst dabei war, ihre Häuser neu zu errichten, spendete für das Projekt sogar einzelne Ziegelsteine.
Mit der Erfahrung im Gepäck, mit vorhandenen Ressourcen sehr viel erschaffen zu können, ging nun Supertecture 2 an den Start: Entwicklungshilfe wird sozusagen reimportiert. „In Afrika findet man keinen Müll auf der Straße, wirklich alles wird dort wiederverwendet“, so Till Gröner. „Wenn man dann sieht, in welchem Materialschlaraffenland wir in Deutschland leben und wie viel hochwertiges Material achtlos weggeworfen wird, wird deutlich, dass ein Umdenken dringend notwendig ist“.
Das entstehende Netzwerk von Supertecture 2 aus Handwerkern, Planern und Bauherren trägt dabei bereits erste Früchte: So wurden dem engagierten Architektenteam gerade die Überreste der ehemaligen Kirche Zu den Acht Seligkeiten in Füssen zur Verfügung gestellt. Hochwertige Fenster, Kirchenbänke, Kupfertore, das Mahagoni-Parkett und vieles mehr sollen neu verbaut werden. „Wir sind gerade dabei, das erste Haus aus zu 100 % wiederverwendeten Materialien zu errichten«, berichtet Till Gröner. Seine Begeisterung und die große Motivation der jungen Architektinnen und Architekten sind derart ansteckend, als dass sich beim Abbau der Kirche in kürzester Zeit 40 Freiwillige zusammenfanden, um ehrenamtlich mitanzupacken. „Es ist wie bei Huckleberry Finn: Tom macht seine ›Strafarbeit‹, den Zaun zu streichen, den Menschen als schönste Tätigkeit überhaupt schmackhaft und wird schließlich nicht nur unterstützt, sondern sogar belohnt“, so Till Gröner. Tatsächlich zieht Erfolg Erfolg nach sich: Gerade erhielt Supertecture mit einem Preis auf dem Baufritz Klimagipfel weitere Aufmerksamkeit. Darauf folgten nicht nur neue Kooperationsangebote, sondern auch ganz konkrete Aufträge für nachhaltige Bauprojekte zu üblichen Architekturkonditionen. „Was heute notwendig ist, sind Inspiration und Vorbilder – vor allen Dingen aber eine klare Haltung. Wenn man eine gewisse Anzahl an Menschen für etwas gewinnen kann, schließen sich immer mehr dieser Idee an … aus anfänglicher Skepsis wird Begeisterung.“ Dass diese nicht nur innerhalb der Baubranche dankbar aufgenommen wird, zeigt auch die schöne Begebenheit, dass das Supertecture-Team in seiner Allgäuer Basisstation vom örtlichen Bäcker nach Ladenschluss mit unverkaufter Ware versorgt wird – Social Design ist eben keine Einbahnstraße.
Circular Westend – ein Projekt der Hans Sauer Stiftung
Das Social Design Lab der Hans Sauer Stiftung widmet sich vielfältigen Herausforderungen unserer Gesellschaft und vereint Erkenntnisse aus Wissenschaft und Praxis unter einem Dach. In transdisziplinärer Zusammenarbeit entstehen dabei Projekte wie „Circular Westend“: „Das Projekt Circular Westend geht der Fragestellung nach, wie es gelingen kann, in einer Großstadt wie München dem Kreislaufdenken und ‑handeln in Politik, Verwaltung, Wirtschaft und Zivilgesellschaft zu maßgeblicher Bedeutung zu verhelfen. Wie und welche Kreisläufe im Bereich der Ernährung und der Nahrungsmittelversorgung können geschlossen werden? Welche Rolle spielt dabei das soziale Miteinander in einer Gesellschaft?“, so erläutert die Stiftung die grundlegenden Fragen, die sie in diesem Modellprojekt zu beantworten versucht. Ein wichtiger Aspekt ist dabei nicht nur das Fachwissen von Experten, sondern insbesonders die aktive Einbindung der Anwohner in diesen Prozess. So können beispielsweise Kinder und Jugendliche in Ernährungswerkstätten ein Bewusstsein für regionale und saisonale Lebensmittel entwickeln und lernen, wie nachhaltiges Kochen funktioniert. Zudem soll im Viertel ein Ort entstehen, an dem sich die Bewohner vernetzen, ihr Wissen teilen und gemeinsam nach Lösungen für eine solidarische und nachhaltige Ernährung suchen. Hier könnten perspektivisch Kochkurse oder aber Workshops stattfinden.
Diese fortlaufende Initiative ist dabei nicht nur als themenspezifisches Projekt anzusehen: „Mit dem Thema Ernährung wird ein breites Spektrum an Bereichen berührt und angegangen: Umwelt, Bildung, Gesundheit, Wirtschaft, Sozialpolitik, Forschung, Logistik und Kultur haben Einfluss darauf, wie wir uns ernähren, und werden gleichzeitig von der Ernährung und Ernährungssystemen beeinflusst“, ist auf der Website des Social Design Lab zu erfahren. Das Westend wurde über die konkreten Angebote hinaus somit zum Forschungsfeld, das auch durch die Vernetzung mit anderen Initiativen die Ernährungswende im Sinne einer Circular Society erprobt und damit Ideen aus kollektiver Kreativität gewinnt. Ein Lernort, der aufzeigt, wie sehr Social Design in das alltägliche Leben der Menschen.
Social Design im Fokus
Francis Stieglitz schloss 2020 ihren Master in Design- und Kommunikationsstrategie an der Hochschule Augsburg ab und arbeitet seit 2021 als Social Designerin im social design lab der Hans Sauer Stiftung. Wir sprachen mit ihr über die Möglichkeiten und Bedeutung des Social Designs.
BS: Social Design ist ein weites Feld – auf welchem Gebiet sehen Sie den größten Bedarf und wo verorten Sie sich selbst?
FS: Ich glaube, die große Herausforderung besteht darin, dass wir viele drängende gesellschaftliche Probleme gleichzeitig lösen müssen. Das betrifft sowohl globale Themen wie die Klimakrise als auch persönliche Belange, wie die Suche nach einer bezahlbaren Wohnung. Deshalb interessiert es mich besonders, wie Menschen ihre Gesellschaft gestalten können. Partizipation zieht sich dabei durch alle gesellschaftlichen Themen. Besonders wichtig finde ich die Fragen: Wer kann sich beteiligen, und wer wird ausgeschlossen?
Inwiefern ist Partizipation so bedeutsam?
Unsere Gesellschaft ist unglaublich divers. Dies zeigt sich nicht nur in unterschiedlichen Perspektiven, sondern auch in den Expertisen, die Menschen mitbringen. Wenn wir das in Beteiligungsprozessen nicht berücksichtigen, verfehlen wir den eigentlichen Sinn des Social Designs. Bei echter Partizipation müssen Menschen tatsächlich Einfluss auf die Gestaltung und Umsetzung von Projekten, Maßnahmen oder Entscheidungen haben.
Denken Sie, dass Social Design in der heutigen Zeit wichtiger denn je ist?
Ich glaube, dass Social Design eine wichtige Rolle spielen kann, wenn es darum geht, gesellschaftliche Probleme zu lösen. Allerdings immer als Teil eines größeren Netzwerks von Menschen und Disziplinen, die an diesen Herausforderungen arbeiten. Es geht darum, gemeinsam Lösungen zu finden, und dabei halte ich interdisziplinäre Zusammenarbeit für entscheidend. Das betrifft nicht nur fachliche Expertise, sondern auch das Alltagswissen, das Menschen aus ihrer Lebensrealität einbringen.
Inwiefern sind Gestalterinnen und Gestalter für gesellschaftliche Initiativen bzw. Problemlösungen unverzichtbar?
Social Design schafft Möglichkeiten, um interdisziplinär an großen gesellschaftlichen Fragen zu arbeiten. Als Designerinnen und Designer können wir diese Prozesse begleiten, Offenheit für Experimente einbringen und immer wieder zeigen, dass es sich lohnt, gemeinsam neue Dinge auszuprobieren. So entstehen Lösungen, die nicht nur innovativ, sondern auch nachhaltig und menschlich sind.
Social Design – ein Gewinn für alle
„Social Design schafft Möglichkeiten, um interdisziplinär an großen gesellschaftlichen Fragen zu arbeiten, weiß Social-Designern Francis Stieglitz. Denn, „als Designerinnen und Designer können wir diese Prozesse begleiten, Offenheit für Experimente einbringen und immer wieder zeigen, dass es sich lohnt, gemeinsam neue Dinge auszuprobieren. So entstehen Lösungen, die nicht nur innovativ, sondern auch nachhaltig und menschlich sind.“
Wie die Beispiele – Gestaltungszentrale Politik, Supertecture, taktile Graffitis oder das Circular Westend – zeigen, setzen Social Design-Projekte naturgemäß im Kleinen an. Allerdings darf man dabei die sekundäre Wirkkraft nicht unterschätzen: Je mehr Menschen ein Gefühl dafür bekommen, tatsächlich etwas bewegen und persönlichen Erfahrungen einbringen zu können, um so positiver wirkt sich dies auf das gesamtgesellschaftliche Klima aus. Im Social Design gibt es kein „die da oben“ und „wir da unten“, dafür konkrete und erlebbare Lösungen. Mehr davon!
Buchtipps: Museum für Gestaltung Zürich, Angeli Sachs (Hg.): Social Design. Partizipation und Empowerment. Zürich 2018. Attil Bujdosó (Hg.): Social Design Cookbook. Budapest 2019.
Zitierempfehlung: Bettina Schulz (21.05.2024): Ganz schön verschachtelt … Geht Packaging auch nachhaltig? https://bayern-design.de/beitrag/mehr-als-schoener-schein-social-design/
Francis Stieglitz ist Social Designerin und Konzepterin. 2020 schloss sie ihr Masterstudium Design- und Kommunikationsstrategie an der Hochschule Augsburg ab und arbeitet seit 2021 als Social Designerin im social design lab der Hans Sauer Stiftung. Darüber hinaus hatte sie einen Lehrauftrag an der Hochschule Augsburge inne und arbeitete als freiberufliche Grafikerin.